Bildquelle Header: pixabay / Pinguin Tux; by Larry Ewing, Simon Budig, Anja Gerwinski

Am 14. Februar 2020 wurde der Support für Windows 7 eingestellt. [1] Das ist sicher ein Grund, warum sich viele PC-Nutzer wieder mit der Frage der persönlichen Wahl des Betriebssystems auseinandersetzen müssen. Gut, die meisten werden wohl einfach auf Windows 10 aktualisieren, oder eben ein neues Gerät kaufen. Aber vielleicht kann sich der eine oder andere ja auch nicht mit Microsoft’s aktuellem Betriebssystem anfreunden, so geht Windows 10 ja doch neue Wege. [2] Ein weiteres Argument wäre, dass Linux und die dazugehörige Software völlig kostenlos ist und als relativ sicher gilt, so würde man sich eventuell entstehende Upgrade-Kosten sparen. Da relativ zeitgleich mit dem Aus von Windows 7 im April 2020 die nächste LTS-Version¹ von Ubuntu Linux und seinen Derivaten erscheinen [und von den Online-Medien aufgegriffen werden] wird, bietet es sich doch an, noch einmal eine Auge auf die Windows-Alternative zu werfen. Was ist überhaupt Linux?
Inzwischen sind über 10 Jahre vergangen, seit mir mit OpenSuSE 11 (der grüne Gecko) zum ersten Mal eine Linux-Distribution auf dem Rechner gelandet ist. Das alternative Ökosystem zu Microsoft und Apple hat mich fasziniert, aber wegen fehlender Hardwareunterstützung und mangelnder Expertise bin ich irgendwie nie so richtig warm geworden mit dem Betriebssystem. Zuletzt hatte ich 2017 testweise für einige Wochen Ubuntu MATE 16.04 auf meinem Laptop installiert gehabt.
Schon mehrfach bin ich über die (vielleicht auch nicht ganz ernst gemeinte) Ankündigung „das Jahr des Linux-Desktops“ gestolpert [3] [4]. Also das Jahr, in dem Linux auf dem Desktop PC in Sachen Popularität endlich zu seinen ewigen Rivalen Windows und macOS aufschließen soll. Ein kurzer Blick auf die Betriebssystem-Statistik von statcounter lässt davon aber – aktuell – nichts erkennen. [5]

Trotzdem ist Linux auf dem Vormarsch, wenn ich an Android oder Chrome OS denke. Warum also nicht auf dem Desktop? Diese Frage ist deutlich komplizierter zu beantworten, als ich zunächst angenommen hatte – und Gründe scheint es verschiedene zu geben: Unter anderem wird die hohe Fragmentierung durch die vielen verschiedenen Distributionen genannt (kein einheitliches Bild für den Außenstehenden), die Hürde durch notwendige IT Kenntnisse oder einfach die Tatsache, dass Linux nicht bzw. kaum vorinstalliert auf neuen Rechnern ausgeliefert wird.
Wer sich gerne dazu belesen möchte, findet hier einige Meinungen (auf Englisch)
Why is Linux Not More Widely Used Than It Is? | Top 10 Reasons Why Desktop Linux Failed
¹ long term release ist eine Ausgabe mit besonderem Fokus auf Stabilität und einem verlängerten Support- und Updatezeitraum von 5 (anstatt 2) Jahren.
Dann macht der Umstieg auf Linux Sinn
Dabei liegen die Argumente für einen Umstieg auf Linux doch auf der Hand, oder? Wer an der Sache interessiert ist, findet im Internet schnell genügend Inspiration, warum sich ein Wechsel auf Linux lohnen kann. Auf der sehr schön gestalteten Seite von Abhishek’s It’s FOSS (engl.) werden die Hauptargumente genannt. Ich habe diese und noch einige weitere in folgender Tabelle zusammengefasst:
Argumente für den Umstieg auf Linux | Hürden und mögliche Gegenargumente |
1. Linux ist frei herunterladbar und open source – keine versteckten Kosten. 2. Es gibt unzählige, kostenlose Programme, welche mit dem Betriebssystem mitgeliefert werden oder einfach und schnell nachinstalliert werden können. Populäre Beispiele sind LibreOffice, VLC oder Firefox 3. Linux gilt als viel sicherer wie Windows. Es ist normalerweise kein zusätzlicher Virenschutz erforderlich. 4. Linux startet schnell und soll besonders auf älteren Geräten flott laufen. 5. Linux ist hoch anpassbar. Es gibt kaum etwas, was man nicht verändern kann. Schon bei der Auswahl der Linuxdistribution fängt es an. 6. Datenschutz. Keine Nutzerdaten-Telemetrie, Werbung oder erzwungene Online-Verknüpfung (im vgl. zu Windows 10) 7. Es gibt eine große Vielfalt an Dokumentationen, Hilfestellungen und eine lebendige Community im Internet. 8. Immer bessere Gaming-Unterstützung dank native Releases, Steam für Linux und Proton. [6] | 1. Schlechte Unterstützung von manchen Hardware-Konstellationen oder -Funktionen. 2. Bisherige Windows-Software (auch Spiele) läuft nicht auf Linux oder es gibt keinen passenden Ersatz. 3. Bei Problemen sind meist fortgeschrittene IT Kenntnisse notwendig, oft kommt das Terminal zum Einsatz. 4. Ein Großteil der frei im Internet zugänglichen Dokumentationen und Hilfestellungen sind in Englischer Sprache verfasst und richten sich meistens an Menschen, welche versierter im Umgang mit Linux sind. 5. (ergibt sich aus Punkt 1-4) Die Bereitschaft, sich mit seinem Betriebsystem aktiv auseinanderzusetzen, um die Einrichtung und ggf. Probleme selbst lösen zu können. |
Mann könnte sich also vorstellen, dass Menschen, welche ihren Computer für alltägliche Dinge wie Surfen, E-Mail, Musik und Videos benutzen, wohl mit einem fertig eingerichteten Linux gut zurechtkommen würden. [7]
Wenn man sich allerdings etwas genauer mit dem Prozess des Umstiegs beschäftigt, wird man früher oder später auf Hürden oder vielleicht auch Probleme stoßen, die man zuerst nicht wahrgenommen hat.
Ein Selbstversuch

Anfang April erscheint Ubuntu 20.04. Ich nutzte die Gelegenheit und setze mich noch einmal mit dem Thema „Linux auf einem Desktop PC (oder Notebook)“ auseinander. Da ich mich selbst höchstens als Linux-Einsteiger einschätzen würde, möchte ich in den kommenden Beiträgen von meinen Erfahrungen vom Umstieg, Einrichtung und Umgang mit Linux auf meinem PC berichten und versuche herauszufinden, was an den oben genannten Pro- und Kontra-Argumenten dran ist. In den nächsten beiden Beiträgen wird es um die Hardwarekompatibilität und Distributionswahl gehen.
Habt ihr schon Erfahrung mit dem Umstieg von Windows auf Linux gemacht? Hinterlasst doch einen Kommentar unter diesem Beitrag!
15 Gedanken zu “Linux-Tagebuch #1 – Linux auf meinem Desktop-PC”