In dieser mehrteiligen Beitragsreihe versuche ich mich aus Sicht eines Windows PC-Nutzers dem Linux-Desktop als Betriebssystem zu nähern. Dabei möchte ich dieses als Linux-Anfänger selbst besser kennen lernen und zu verstehen versuchen. Zu Teil 1…
In diesem Beitrag berichte ich, wie ich auf meiner Ubuntu-Installation aufgeräumt und Daten gesichert habe.
Inzwischen bin ich fast ein halbes Jahr mit Ubuntu 20.04 LTS unterwegs. Um Software-Updates muss ich mich ja in der Regel nicht kümmern, da diese automatisch vom Paketmanager eingespielt werden. Das ist schon ein komfortabler Vorteil gegenüber von Windows (wenn man die Apps aus dem Microsoft Store außen vor lässt). Auch das Defragmentieren der Festplatte ist normalerweise nicht notwendig. [1]
Dennoch wollte ich einfach mal schauen, was sich so an „Datenmüll“ entfernen lässt. Eine erste Übersicht kann man sich auch mit dem in Ubuntu integrierten Programm „Festplattenbelegung“ verschaffen (am Beispiel home):
Zunächst kann ich, wie unter Windows auch, die Browserdaten löschen, was schon mal bis zu einem Gigabyte Speicher freigibt und nicht mehr benötigte Programme über das Software Center oder per apt Kommandozeile entfernen.
Speicher freigeben mit dem apt Paketmanager
Ich habe schon verschiedene Programme aus den Repositories ausprobiert, die wahrscheinlich diverse Abhängigkeiten zu anderen Paketen gehabt haben. Durch das Entfernen dieser sind nun verwaiste Pakete vorhanden, die nicht mehr benötigt werden. Apt erkennt diese automatisch und zeigt einem das auch mal an, wenn man was über die Kommandozeile (de)installiert. Das geht mit
sudo apt autoremove
Außerdem besitzt apt noch einen Cache, dessen Größe man einsehen und ggf freigeben kann mit
sudo du -sh /var/cache/apt sudo apt clean
Alte Journal-Einträge löschen
Ein weitere Möglichkeit Speicher freizugeben, besteht darin, alte Systemprotokolle (Logs) zu löschen. Das entspricht ungefähr dem Ereignisprotokoll unter Windows. Zunächst kann man sich den belegten Speicher anschauen, das sind bei mir immerhin schon 3.2 Gb. Die einfachste Methode besteht darin, mit einem Befehl alle alten Einträge bis auf z.B. die der letzten 5 Tage zu löschen:
journalctl --disk-usage sudo journalctl --vacuum-time=5d
Bildvorschau löschen
Je nachdem, wie viele Bilder ihr gespeichert habt, können die zwischengespeicherten Thumbnails zur Vorschau auch etwas Platz beanspruchen. Bei mir waren das nur 44 Mb. Auch diesen Speicher könnt ihr freigeben mit dem bash remove Befehl. Achtung, rm fragt nicht noch einmal nach.
du -sh ~/.cache/thumbnails rm -rf ~/.cache/thumbnails/*
Wenn man selbst gelöschte Programme und den Browsercache nicht mitzählt, konnte ich so ca 3.5 Gb Speicherplatz freigeben. Es gibt auch die Möglichkeit, Cleaner-Programme wie bleachbit zu nutzen, das schien mir aber angesichts meiner eingeschränkten Linux-Kenntnisse zu riskant.
Backups und Wiederherstellungspunkt
Das unter Ubuntu integrierte Backup-Programm heißt deja dup (oder Datensicherung) und kommt für mich der Funktionalität der normalen Windows-Datensicherung sehr nahe. Ich kann meinen Home-Ordner auf Wunsch automatisch in ein Backup-Verzeichnis, Netzwerkordner oder auf Google Drive sichern lassen (weil ich mein Google-Konto in den Einstellungen verknüpft habe).
Für meine persönlichen Daten benutze ich nach wie vor am liebsten FreeFileSync in Kombination mit einer externen Festplatte, da ich dort detaillierte Regeln vorgeben kann, welche Ordner mit welchen Datentypen gesichert werden sollen. Das Programm habe ich in der Vergangenheit schon einmal vorgestellt. Einer meiner ersten Blogbeiträge! FFS ist nicht in den offiziellen Paketquellen enthalten und muss händisch installiert werden, siehe hier.


Ich habe mir auch Gedanken gemacht, was ich mache, wenn ich mir aus Versehen meine Ubuntu-Installation zerschieße und mich nicht mehr einloggen kann, z.B. durch das unbedachte Übernehmen von Befehlen aus Internet-Beiträgen (…)
Eine Lösung, die ich hierfür gefunden und eingerichtet habe, ist TimeShift [2]. Das kostenlose Programme ergänzt Ubuntu um eine Funktion, die dem „Wiederherstellungspunkt“ von Windows sehr nahe kommt. Es werden wichtige Systemdateien und -einstellungen auf Wunsch automatisch als „Schnappschuss“ gesichert, die dann im Notfall z.B. über ein Rettungs-Live-USB-System wiederhergestellt werden können. In der Theorie muss man dafür nur TimeShift im Live-System installieren. Da das Programm nicht in den offiziellen Paketquellen vorhanden ist, müsst ihr dazu zunächst ein PPA Softwarearchiv hinzufügen.
sudo apt-add-repository -y ppa:teejee2008/ppa sudo apt update sudo apt install timeshift
Nach der Installation wähle ich zunächst einen Zieldatenträger, das gewünschte Zeitintervall und die maximale Anzahl an Schnappschüssen. Man kann natürlich noch mehr anpassen.
Alte Gewohnheiten legt man scheinbar schwer bis gar nicht ab:
3.5 Gb = 3,5 GB oder 3,5 GiB
Langfassung
Gb = Gigabit (Übertragungsgeschwindigkeit im Netzwerk)
GB oder GiB = Datenmenge (Gigabyte)
Doch nun zu einem ganz anderen Punkt:
sudo apt-add-repository -y ppa:teejee2008/ppa
Genau solche Befehle schrecken einen potenziellen Linux-Interessierten ab.
Mit sudo apt update
und
sudo apt install timeshift
kann ich vielleicht noch etwas anfangen, doch den ersten Befehl muss ich einfach zur Kenntnis nehmen und hoffen, dass die Eingabe auch das erwartete Ergebnis bewirkt.
Über die anderen – möglicherweise auftretenden – Probleme und Ansätze zur Lösung habe ich mich bereits im Kommentarbereich von Teil 10 Deiner sehr guten Artikelserie geäußert und kann auch jetzt noch immer nichts positives hinzufügen.
Linux: Grundsätzlich ja, aber nur mit Standardanwendungen, jedenfalls nur als Dual-Boot, eher als Zweitsystem. Als produktives Hauptsystem nur dann, wenn man auf Spezialsoftware nicht angewiesen ist oder/und eine gewisse Anonymität im Netz haben möchte. Dazu müsste man zwar noch mehr als nur Linux verwenden (zB andere Suchmaschine, Browserwahl, Mailkonto, etc). Und noch etwas: Viel, viel Zeit, um das System seinen Bedürfnissen entsprechend anzupassen (und damit meine ich nicht die Oberfläche). Ja, es gibt viele Anwendungen unter Linux, welche exakt das tun wie die entsprechenden Windows-Programme auch. Leider haben die meisten eine eigene Philosophie und diese muss man erst erlernen.
So ausgerüstet könnte ich mir den Einsatz des freien Systems durchaus vorstellen.
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