Windows XP in VirtualBox einrichten

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Windows XP hat viele von uns über Jahre hinweg begleitet und war – trotz seiner Schwächen – ein gutes, solides und liebenswertes Betriebssystem. Wer noch XP-Software oder Spiele nutzen, einen alten Rechner archivieren oder einfach mal wieder den Flair aus dem Jahre 2001 erleben möchte, kann sich dieses mit wenigen Schritten auf einen aktuellen Rechner holen.

In diesem Beitrag zeige ich Schritt für Schritt, wie man Windows XP in der kostenlosen Emulator-Software VirtualBox einrichten und so auf jedem beliebigen Computer ausführen kann.

Im Gegensatz zur Einrichtung von Windows 98 – wie ich einem älteren Beitrag erläutert habe – geht das Ganze recht flott, vor allem da VirtualBox dank seiner Guest-Additions-Treiber volle Unterstützung für die Generation XP mit sich bringt.

Was wird benötigt?

  • Eine Windows XP Setup-CD zur Installation oder noch besser ein virtuelles Abbild davon (ISO)
  • Einen gültigen Product Key (Lizentschlüssel), diesen findet ihr z.B. auf einem Windows XP Certificate of Authenticity Aufkleber auf dem Gehäuse.
  • Für eine gute Geschwindigkeit ein Host-PC mit mindestens 4Gb Arbeitsspeicher und einem halbwegs aktuellen Prozessor mit VT-x bzw. AMD-V Unterstützung
  • VirtualBox in seiner aktuellen Version und das VB Extension Pack für USB 3.0 Unterstützung (gibt’s auf der gleichen Seite)

Einige Vorbereitungen

Nach der Installation von Windows XP ist es empfehlenswert, gleich die letzten Windows Updates und einige Laufzeitumgebungen – die von vielen Anwendungen benötigt werden – nach zu installieren, damit alles Rund läuft.  Folgende Sachen sollten im voraus heruntergeladen werden:

Service Pack 3 das letzte offizielle Update

WinFuture Update Pack enthält alle erschienenen Updates nach dem SP3 und letzten aktuellen WMP und IE. Spart viel Zeit bei der Installation. Erforderlich, wenn ihr im Gastsystem zunächst keine Internetverbindung herstellen wollt.

.NET Framework 3.5 und das dazugehörige Service Pack 1.

Microsoft Visual C++ 2005 Redistributable Package (x86)

DirectX End-User Runtimes (June 2010)

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Jetzt erstellen wir eine neue virtuelle Maschine in VirtualBox und folgen den Schritten der Einrichtung. Je nach verfügbarem Arbeitsspeicher sollten mindestens 1-2Gb als RAM für das Windows XP Gastsystem gewählt werden (Abschnitt Speichergröße). Die Festplattengröße kann nach Bedarf angepasst werden, sollte aber mindestens 8Gb betragen.

wichtigachtung Beachtet, das genügend RAM für das Host-Betriebssystem übrig bleiben muss. Verfügt euer Rechner also über 4Gb installieren Arbeitsspeicher, solltet ihr nicht mehr als 2Gb für das Gastsystem reservieren.

Nach der Einrichtung klicken wir nun auf die neue virtuelle Maschine und wählen oben das Zahnrad <Ändern> und passen folgende Einstellungen an:

Allgemein
Geteilte Ablage: Aktiviert
Drag'n'Drop: Aktiviert


System
Hauptspeicher: 1Gb mindestens, besser 2Gb
Boot-Reihenfolge: Zuerst CD/DVD, danach Festplatte
Chipsatz: PIIX3
Zeigergerät: USB-Tablet
Erweitert: I/O APIC NUR aktivieren, wenn ihr ein altes Windows XP System 
virtualisiert habt, das IO-APIC aktiviert hatte, ihr 64Bit nutzt oder 
mehrere CPU-Kerne aktivieren wollt

Prozessoren: 1 CPU
CPU-Begrenzung: 100%
Erweitert: PAE/NX aktivieren

Hardware-Virtualisierung: VT-x/AMD-V und Nested Paging aktiviert


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Grafikspeicher: (so viel wie möglich, besonders bei aktiviertem 3D)
Anzahl Bildschirme: 1
Beschleunigung: 2D & 3D Beschleunigung aktiviert


Massenspeicher
Controller: IDE: PIIX4 - Host I/O-Cache verwenden
NameDerVirtuellenFestplatte.vmdk - Primärer Master 
(mindestens 8GB feste Größe)
CD/DVD Laufwerk: IDE Sekundärer Master 
(hier dann die Setup-CD eingebinden, wenn sie euch als ISO vorliegt!)
2. CD/DVD Laufwerk: Sekundäre Slave 
(nur falls ihr ein zweites CD-Laufwerk simulieren wollt)


Audio
Audio aktivieren 
Audo-Treiber des Hosts: Windows DirectSound (oder Linux-Äquivalent)
Audio-Controller: ICH AC97

Serielle Schnittstellen
deaktiviert

USB
USB Controller: USB-3.0 (xHCI) aktiviert
(erfordert das VB Extension Pack s.o.)

Gemeinsamer Ordner
aktivieren - automatisch einbinden

 

Die Installation

wichtigachtung Vor der Installation der VirtualBox-Guest-Additions funktioniert die automatische Tastatur- und Mausintegration in der virtuellen Maschine nicht. Um die Maus (z.B. während der Installation) einzufangen, klickt ins VM-Fenster. Um sie wieder fürs Gastsystem freizugeben, die Host-Taste (standardmäßig STRG) drücken.

Nun starten wir die VM, und drücken, wenn dazu aufgefordert „eine beliebige Taste, um von der CD zu starten…“

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Das Setup wird geladen und wir haben daraufhin die Möglichkeit, die „Festplatte“ zu formatieren bzw. zu partitionieren. Wer hier keine besonderen Wünsche hat, drückt einfach auf ENTER und wählt NTFS Formatierung (schnell). Dadurch wird eine übliche Systempartition „C:“ erstellt. Es werden einige Daten kopiert und nach einem Neustart (diesmal nicht von der CD starten, also nichts drücken!) beginnt die eigentliche, grafische Installation.

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Dort folgen wir einfach den Anweisungen und geben, wenn dazu aufgefordert, den Product Key ein. Ich empfehle, vorerst die automatischen Updates zu deaktivieren. Wir haben die Updates ja bereits vorbereitet und werden diese im Anschluss selber installieren und danach den Updatedienst nicht mehr benötigen. Nach wenigen Minuten ist die Einrichtung abgeschlossen und ihr landet auf dem Desktop. Nun kann auch die Setup-CD wieder aus der VM ausgehängt bzw. entfernt werden.

Wir ihr sicher merkt, ist die Desktop-Auflösung gering und die Bedienung des Desktops eher ruckelig. Für volle Unterstützung müssen noch die VB-Guest-Additions-Treiber installiert werden. Diese sind in VirtualBox integriert. Um auch die volle DirectX 3D Untersützung z.B. für Spiele nutzen zu können, muss dieser aber im abgesicherten Modus von Windows XP installiert werden. Also starten wir Windows neu und drücken direkt beim Starten der virtuellen Maschine mehrmals zügig F8, bis wir ins erweiterte Startmenü gelangen. Dort dann den <abgesicherten Modus> wählen.

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Auf dem Desktop angekommen, klicken wir im Fenster von VirtualBox auf „Geräte“ und dann auf „Gasterweiterung einlegen“. Die Installation startet automatisch. In den folgenden Schritten muss ein Haken bei „Direct3D-Unterstützung“ gesetzt werden. Nach einem Neustart sind nun alle Funktionen der Guest Additions aktiv:

  • 2D & 3D Grafik-Beschleunigung sind aktiviert, es lässt sich eine größere Auflösung wählen und so auch im Vollbildmodus von VB (Host+F) arbeiten
  • Die automatische Maus- und Tastaturintegration funktioniert
  • Der geteilte Ordner (wenn in den Einstellungen aktiviert) wird im Arbeitsplatz als „Netzwerklaufwerk“ angezeigt und Drag’n’Drop von Dateien ins VM-Fenster und zurück funktioniert

Einrichten des Gastsystems

Die Hauptinstallation ist nun abgeschlossen. Jetzt können wir damit beginnen, die vorbereiteten Updates zu installieren. Über den geteilten Ordner oder Drag’n’Drop gelangen die Dateien ganz einfach ins Gastsystem.

wichtigachtung Sollte es damit Probleme geben, können die Update-Dateien auch mit einer Brennsoftware im Hostsystem als ISO CD-Abbild gepackt und manuell als „CD“ in Windows XP eingebunden werden. Die Installationsreihenfolge muss

Service Pack – Neustart – Winfuture Update-Pack – Neustart – Laufzeitumgebungen

sein. Kommt es nach Abschluss der Updates zu Problemen bei der Grafikbeschleunigung, muss die VB-Guest-Additions neu installiert werden. Das war’s, das Ergebnis lässt sich sehen…

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Was ist noch zu tun?

  • Die Vorzüge einer virtuellen Maschine sollten genutzt werden. Herunterfahren nicht erforderlich! Beim Schließen des VM-Fensters kann der Zustand einfach gespeichert werden. Vor Systemänderungen (oder um später nicht alles erneut Installieren zu müssen!) kann man über das Menü <Maschine> im VM-Fenster einen Sicherungspunkt erstellen und später jederzeit darauf zugreifen. Über <Datei> kann die virtuelle Maschine auch in eine einzelne Datei exportiert werden.
  • Deswegen kann man im Gastsystem XP auch die automatische Systemwiederherstellung deaktivieren, um Speicherplatz zu sparen. Die entsprechende Option ist unter Systemsteuerung / System / Systemwiederherstellung zu finden.
  • Gibt es Probleme mit der Geschwindigkeit der VM, prüft, wie viel RAM und Grafikspeicher ihr maximal an das Gastsystem abgeben könnt. Außerdem kann man im Gastsystem visuelle Effekte deaktivieren, um den Rechner zu entlasten. Die Einstellungen finden sich unter Systemsteuerung / System / Erweitert / Systemleistung: Einstellungen / Für optimale Leistung anpassen.
  • Ein Virenschutz o.Ä. ist im im Gastsystem nicht erforderlich: Was in der VM passiert, bleibt auch dort (Sicherungspunkt machen!). Allerdings ist Windows XP veraltet und es sollten eigentlich keine sensiblen Daten dort eingegeben werden. Was man machen kann, um Windows XP bestmöglich abzusichern, habe ich in diesem Beitrag beschrieben.

Übrigens: Wie man Windows 98 in VirtualBox einrichtet, habe ich hier beschrieben.

jedi

2 Gedanken zu “Windows XP in VirtualBox einrichten

  1. Da stellt sich die Frage, welche Sicherungsmaßnahmen für ein nur als VM (unter Win10) laufendem WinXP ohne Internetzugang erforderlich bzw. ausreichend sind.

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    1. Hallo,

      ja, das ist eine spannende Frage. Ich bin selbst kein Sicherheitsexperte und lange davon ausgegangen, dass solche Virtualisierungslösungen sehr sicher sind, sie werden ja auch u.a. von Unternehmen genutzt. Tatsächlich scheint es aber immer mehr Malware zu geben, die solche Situationen „erkennen“ kann, siehe auch https://security.stackexchange.com/questions/3056/how-secure-are-virtual-machines-really-false-sense-of-security . Ich denke allerdings, dass man mit einem virtualisierten System im privaten Umfeld bereits überdurchschnittlich gut abgesichert ist.

      Wie man konkret bei Windows XP einige Sicherheitslücken „abschalten“ kann, habe ich übrigens hier beschrieben: https://keepmydesktop.blog/2016/05/28/windows-xp-absichern/

      Gruß Cedric von keepmydesktop

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