„Ich setze mich an meinen Schreibtisch, es sind Schulferien. Der Tag ist verregnet, es fällt nur ein trübes Licht durch das Fenster. Auf dem Schreibtisch stapeln sich verschiedene Disketten und auf dem schon leicht angegilbten Gehäuse meines Computers liegt noch die Verpackung der Creative SoundBlaster Audiokarte, die ich vor kurzem installiert habe. Meine Hand reicht hinab zum PC, wo ich den grünen, rundlichen und leicht nach außen gewölbten Power-Schalter meines Computers drücke, bis er hörbar einrastet. Die LED leuchtet auf, der BIOS-Lautsprecher gibt ein lautes „PIEP!“ von sich und man hört den CPU-Lüfter gemächlich anlaufen. Gleichzeitig lege ich den Kippschalter an der Seite des Röhren-Monitors um. Es macht hörbar „Bong“, als der Monitor die Spannung aufbaut und langsam, leicht flimmernd, das Bild vor mir sichtbar wird. Windows 95 bootet und lädt die Dateien in die unglaublichen 32 Megabyte RAM. Zu wenig für groß angelegte Szenarien in Age of Empires I. Es gab viele tolle PC-Spiele, die ich damals unter Windows 95 gespielt habe. Ich denke da an Maxis SimCopter, Ceasar II, Abuse, Treasures of Montezuma, M.A.X. und die ganzen anderen Shareware-Demos…“
In diesem Beitrag soll es also darum gehen, wie man Windows 95 in VirtualBox installiert und so einrichtet, dass es produktiv genutzt werden kann. Dabei gibt es verschiedene Hürden zu überwinden, da bei der Einrichtung der Hardware einiges beachtet werden sollte und unter anderem die Gast-Erweiterung von VirtualBox nicht unter Windows 95 läuft.
Ihr benötigt zur Einrichtung eine Windows 95 Setup-CD, eine Startdiskette sowie eine gültigen Lizenzschlüssel. Ersteres gibt es praktischerweise auch als Image im Internet (Google!), so dass diese lediglich in die virtuelle Maschine eingehängt werden müssen. Außerdem natürlich die aktuelle Version von VirtualBox. Euer Gastsystem braucht keine besonderen Anforderungen zu erfüllen (ein Mehrkernprozessor mit Unterstützung für Virtualisierungstechnik ist aber schon von Vorteil).
Windows 95 A, B oder C?
Zu Windows 95 gab es mehrere überarbeitete oder angepasste Versionen. A ist die erste Ausgabe, USB-Support gibt es erst seit B. Mehr Infos hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Microsoft_Windows_95
Ich habe es im Test mit Ausgabe A gemacht. Am einfachsten ist es, zum Einschleusen von Dateien mit einem Tool (wie CDBurnerXP) ein CD-Abbild von diesen zu erstellen und dieses dann einzubinden.
Virtuelle Maschine konfigurieren
Also, los gehts. Neue Maschine erstellen, erstmal die Standardempfehlungen übernehmen. Damit Windows 95 später reibungslos arbeitet, müssen aber an der Konfiguration noch einige Details geändert werden. Dazu oben auf „Ändern“ klicken. Jetzt unter Diskette die Windows 95 Bootdiskette einbinden, als CD die Setup-CD und folgende Konfiguration aus der Textdatei meines FTP-Servers übernehmen (Es direkt im Beitrag zu schreiben würde den Rahmen sprengen): http://alcatr4z.bplaced.net/keepmydesktop/w98vm/vbox_win95_konfiguration.txt
Warum eigentlich eine extra Bootdiskette?
Die Setup CD-ROM von Windows 95 ist nicht direkt bootfähig. Die Diskette wird also zum Starten des Setups benötigt. Außerdem sind auf der Diskette die Formatierungstools gespeichert. Die Diskette ermöglicht es auch, mittels der Kommandozeile zu operieren und den MBR zu sichern (Startwiederherstellung), damals auch liebevoll „Notfalldiskette“ genannt.
Festplatte formatieren und Installation starten
Wenn ihr die VM nun startet, solltet ihr den „Willkommensbildschirm“ der Bootdiskette sehen. Jetzt erstellen wir die System-Partition. Dazu benutzt ihr den Befehl fdisk und folgt den Anweisungen. Die Option 1 führt euch durch die Einrichtung, einfach den Anweisungen folgen und jeweils mit Enter bestätigen (wenn ihr alles einfach bestätigt, wird eine einzige große Partition erstellt).
Nun muss die neue Partition noch formatiert werden (FAT). Dazu gebt ihr format c: /S (wenn ihr den Parameter /S weglasst, bootet Windows später nicht automatisch von dem Primary IDE, sondern ihr müsst das Boot Device bei jedem Start manuell (F12) wählen!) ein. Wie ihr nun sicher merkt, ist das amerikanische Tastaturlayout noch eingestellt, den Doppelpunkt findet ihr unter Ö.
Zum Starten der Installation müssen wir nun mit dem Befehl „r:“ auf das Verzeichnis der Setup-CD wechseln, anschließend startet setup die Installation. Nun müsst ihr nur noch den Anweisungen des Setups folgen, bis die Installation abgeschlossen ist. Beim Installationstyp „Custom“ können zusätzliche Anpassungen vorgenommen werden, ich wähle der Einfachheit halber „Typisch“. Es folgt ein Dialog zur Hardwareerkennung, da einfach alle aufgeführten Geräte anhaken und nach Treibern suchen lassen. Hinweis: Stürzt die virtuelle Maschine ab, kontrolliert, ob ihr VT-X/AMD-V deaktiviert habt. Wenn ihr zum Neustart aufgefordert werdet, entfernt ihr zunächst die Diskette, damit Windows bootet. Anschließend wird die Installation abgeschlossen und ihr landet auf dem Desktop. Hinweis: Bei zukünftigen Neustarts bitte nicht die Option „Windows neu starten“ wählen, das führt oft zu Fehlermeldungen. Also lieber herunterfahren und VM neu starten. Kommen wir nun zur Einrichtung der Hardware…
Fehlermeldung „the file netapi.dll on windows 95 cd-rom could not be found“
Möglicherweise gibt es im letzten Installationsschritt eine Fehlermeldung, worauf die Win95 CD eingelegt werden soll, obwohl sie schon eingelegt ist. Das hängt damit zusammen, dass sich der Laufwerksbuchstabe von R: auf D: geändert hat, das Setup registriert das aber nicht. Es bleibt nur, einige Male auf Skip (Überspringen) zu klicken und die Fehlermeldungen beim Neustart ebenfalls sämtlich zu quittieren. Auf dem Desktop angekommen dann über Start – Einstellungen – Systemsteuerung (Ja, die gabs vor 22 Jahren auch schon) – Netzwerk den PCNET Ethernet Adapater deinstallieren. Beim nächsten Neustart wird die Hardware erneut erkannt. Diesmal können die Daten von der (D:!) Windows CD kopiert werden. Anschließend unter „Add…“ – Protokoll – Microsoft – TCP/IP hinzufügen.
Der richtige Display Adapter: Die Auflösung ändern
Die Standard-Auflösung von 640*480 Pixel kann erstmal nicht verändert werden. Dazu müssen wir einen zusätzlichen Treiber nachinstallieren. Um die Dateien in die virtuelle Maschine zu bringen, bietet sich am einfachsten die oben erwähnte *.iso Methode an.
Variante 1: Nucleus Treiber mit dem SciTec Display Doctor
Mit diesem Programm lässt sich eine akzeptable Auflösung und Geschwindigkeit in Windows 95/98 Hostsystemen erreichen. Benötigt wird die oben verlinkte Version 7.*. Am einfachsten ist es, eine .iso Datei mit dem Setup selber zu erstellen und einzubinden.
Ihr installiert das Programm und startet Windows neu, dann gebt ihr den Aktivierungscode ein und startet noch einmal neu. Nun wählt ihr im Manager unter Monitor „Super VGA 1600*1200“ und anschließend beim verwendeten Treiber den „SciTech Nucleus Driver“ (Muss aktiviert sein). Übernehmt die Einstellungen und startet neu. Nun könnt ihr in den Anzeigeeinstellungen die Auflösung und Farbtiefe verändern. Et voila!
Variante 2: Bearwindows-Treiberdateien manuell installieren
Hier spart man sich die Installation eines Programms. Soll aber wohl häufiger Fehler verursachen. Von der Projektseite die aktuellen Dateien für Windws 9x herunterladen und ins Gastsystem einschleusen. Hinweis: Der Windows 95 Datei-Explorer blendet manche Systemdateien wie *.dll automatisch aus. Über die Ordneroptionen kann die Funktion deaktiviert werden. Jetzt Rechtsklick auf dem Desktop – Eigenschaften – Einstellungen – erweiterte Einstellungen – Display Adapter „ändern“, dann im neuen Fenster „Diskette…“ wählen. In der Suchmaske den Ordner mit den Treiberdateien aus „…/128MB“ wählen. Jetzt sollte als Ergebnis auch „128MB“ angezeigt und installiert werden können. Nach einem Neustart stehen andere Auflösungen zur Verfügung.
Also fassen wir noch einmal zusammen. Die Soundausgabe sollte mit der VM Einstellung „out of the box“ funktionieren, keine weiteren Einstellungen erforderlich. Das „Internet“ sollte, bei der VM Einstellung „NAT“ und dem oben erklärten Workaround auch funktionieren. Und so sieht das ganze dann in etwa aus:
Ihr solltet noch beachten, dass manche älteren Spiele den 256-Farben Modus voraussetzen, der aber hier nicht mit höheren Auflösungen kompatibel ist. Je nach Windows-Version müssen dann noch Komponenten wie DirectX 3.0 nachinstalliert werden, die sind aber meistens auf den Spiele-CDs enthalten. Das wars!
Schaut euch doch mal bei Bedarf meine Anleitung zur Installation von Windows 98 in VirtualBox an, das läuft ähnlich ab. Ich zocke jetzt erst einmal eine Runde Abuse!
Ein Gedanke zu “Windows 95 in VirtualBox einrichten”