Windows 11: 11 Dinge, die ihr nach der Installation tun könnt

Ihr seid mit einer frischen Windows 11 Installation gestartet und fragt euch vielleicht, was kann oder sollte ich noch anpassen?

Mit dem seit kurzem verfügbaren 22H2 Funktionsupdate für Windows 11 wird das Betriebssystem noch ein Stückchen besser, so dass der Wechsel (von Windows 10) oder auch eine saubere Neuinstallation aus meinen Augen attraktiver ist denn je. In diesem Beitrag stelle ich euch passend dazu 11 Tipps zur Systemkonfiguration oder Anpassungen nach einem frischen Start mit Windows 11 – oder zu jedem anderen Zeitpunkt – vor, die aus meiner Sicht lohnenswert sind.

  1. 1. Persönliche Präferenzen: Einstellungen-App durchklicken
  2. 2. Windows 11 personalisieren – Designs und Farben
  3. 3. Werbung und Empfehlungen deaktivieren
  4. 4. Schnelle Anmeldung mit PIN einrichten
  5. 5. Schneller starten: Vorinstallierte Anwendungen löschen und Autostart ausmisten
  6. 6. Den Überblick behalten und effizienter Arbeiten mit Multitasking-Unterstützung
  7. 7. Zwischenablageverlauf und Snipping-Tool nutzen
  8. 8. Konzentriert bleiben: Benachrichtigungen priorisieren und der neuen Fokus-Modus
  9. 9. Speicheroptimierung aktivieren
  10. 10. Websuche deaktivieren (im Startmenü)
  11. 11. Netzwerkumgebung, WLAN und Browser einrichten

1. Persönliche Präferenzen: Einstellungen-App durchklicken

Okay, die offensichtlichen Sachen zuallererst. Ja es lohnt sich, denn im Vergleich zu den Vorgängern wurde die Einstellungen-App, ehemals bekannt als Systemsteuerung, neu organisiert und ist nun nicht nur deutlich übersichtlicher, sondern bietet auch viele neue Optionen.

Hier könnt ihr beispielsweise neue Sprachpakete herunterladen, das Verhalten bei mehreren Bildschirmen festlegen oder die Fensterskalierung ändern, wenn ihr einen großen Bildschirm besitzt. Auch den Zeitpunkt und die Intensität des praktischen Blaulichtfilters („Nachtmodus“) lässt sich hier ohne zusätzliches Programm einrichten. Ihr könnt seit kurzem auch Bibliotheksordner für den Schnellzugriff im Startmenü (neben dem Herunterfahren-Button) anheften. Auf jeden Fall solltet ihr für den Schutz eurer persönlichen Daten die Einstellungen unter „Sicherheit und Datenschutz“ prüfen und etwaige Freigaben zurücknehmen.

2. Windows 11 personalisieren – Designs und Farben

Windows 11 sieht – meiner Meinung nach, deutlich schicker aus als die Vorgängerversion – Die zentrierten Symbole in der Startleiste und die runden Fensterecken tragen sicher ihren Teil dazu bei. Aber auch die neu wählbaren Designs sehen toll aus, besonders zusammen mit den neuen Transparenzeffekten für Fenster und dem konsequenter umgesetzten Darkmode. Diesen und alle anderen Optionen findet ihr in der Einstellungen-App unter Personalisierung, Farben und Design.

3. Werbung und Empfehlungen deaktivieren

Windows 11 ist wohl für die meisten NutzerInnen kostenlos, erhält man es doch unter Windows 10 als kostenfreies Upgrade (zumindest neuere Geräte). Meiner Meinung nach hat Microsoft die Kunst, einem während der Benutzung subtil Werbung unterzuschieben weiter perfektioniert. Diese Funktionen lassen sich glücklicherweise weitestgehend abschalten oder einschränken:

  1. Voreingerichtete App-Platzhalter z.B. von Spotify oder TikTok vom Startmenü lösen (mit Rechtsklick)
  2. Die optionalen Diagnosedaten (Telemetriedatenerfassung) in der Einstellungen-App unter „Sicherheit und Datenschutz“ deaktivieren.
  3. „Individuelle Benutzererfahrung“ – Tipps, Werbung, Empfehlungen deaktivieren (selbes Fenster)
  4. Apps nicht gestatten, eine personalisierte Werbe-ID zu nutzen (im gleichen Menü)
  5. „Vorgeschlagene Inhalte“ in der Einstellung App nicht anzeigen (selbes Fenster)
  6. Tipps und Vorschläge zur optimalen Nutzung und Einrichtung und wenn Windows verwendet wird abschalten (zwei Haken unter System > Benachrichtigungen > Erweitert)
  7. Tipps, Tricks und mehr auf dem Sperrbildschirm erhalten deaktivieren (Personalisierung > Sperrbildschirm)
  8. OneDrive Werbung im Dateiexplorer abschalten: Im Fenster oben auf das Punktmenü – Ordneroptionen – „Benachrichtigungen des Synchronisationsanbieters erhalten“ abhaken

4. Schnelle Anmeldung mit PIN einrichten

Falls ihr es noch nicht bei der Einrichtung von Windows gemacht habt, empfehle ich euch die Anmeldung mit PIN in der Einstellungen-App (Win+I) unter Konto > Anmeldeoptionen zu aktivieren. Dabei handelt es sich um ein i.d.R. kürzeres Passwort oder Zahlenkombination nur zur Anmeldung an dem gerade genutzten Rechner. Das heißt, es wird nicht mit eurem Microsoft-Konto verknüpft. Gerade wenn ihr Windows zusammen mit einem Microsoft-Konto „online“ verwendet, habt ihr wahrscheinlich ein längeres Passwort einzugeben. Das spart so viel Zeit und Nerven, vor allem wenn ihr euch im öffentlichen Raum befindet und den Bildschirm öfters mal (ent)sperrt.


Unsicher bei der Wahl des Passworts oder Konto-Passwort Kombi schon einmal geknackt worden? Schaut euch diesen Beitrag auf meinem Blog an.

5. Schneller starten: Vorinstallierte Anwendungen löschen und Autostart ausmisten

Habt ihr ein vorkonfiguriertes Notebook oder einen PC gekauft, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Reihe von Demo-Anwendungen installiert. Wenn ihr die Testversionen nicht benötigt (oder euch etwas Werbung ersparen wollt), könnt ihr etwas Speicher freigeben und diese löschen. Die Liste der installierten Software findet ihr in der Einstellungen-App (Win+I) unter „Apps“.

Mit Windows 11 ist es einfach denn je, Programme die beim Systemstart automatisch geladen werden („Autostart“) zu verwalten. Dazu öffnet ihr einfach den neuen, schicken Task-Manager (Strg+Alt+Entf oder über das Startmenü) und klickt links auf den Autostart-Tab. Dort seht ihr alle Programme sowie die geschätzte Auswirkung auf den Systemstart und könnte diese nach Wunsch deaktivieren. Wichtige oder benötigte Helferlein wie Virenschutz, VPN-Dienst oder Drucker-Assistent sollte man vermutlich aktiviert lassen.

6. Den Überblick behalten und effizienter Arbeiten mit Multitasking-Unterstützung

Meiner Meinung nach ist die Multitasking-Unterstützung des Anwenders eines der besten und wichtigsten Funktionen von Windows 11 und mit dem aktuellen Feature-Update 22H2 jetzt sogar noch besser.

Moderne Rechner erlauben es einem, immer mehr Anwendungen parallel geöffnet zu habe. Für viele Menschen, die am PC arbeiten ist das wahrscheinlich die Normalität. Gerade mit nur einem Monitor – oder einem kleinen Bildschirm – geht da schnell die Übersicht verloren, oder man verliert viel Zeit beim ständigen Hin- und Herklicken, Minimieren, Maximieren etc. Hier kann euch Windows 11 auf verschiedene Weise unterstützen:

  • Durch das Drücken von ALT+TAB sieht ihr eine Übersicht aller geöffneten Anwendungen sowie der geöffneten Tabs in Edge (Falls ihr den Browser nutzt) und könnt schnell Wechseln
  • Im gleichen Menü habt ihr die Möglichkeit, mehrere virtuelle Arbeitsbereiche (Desktops) anzulegen. Nun habt ihr die Möglichkeit, aktive Fenster oder Programme durch Ziehen mit der Maus auf verschiedenen Desktops abzulegen. Das bringt nicht nur Ordnung, sondern ihr könnt auch schnell mit ALT+TAB oder mit WIN-LINKS/RECHTS zwischen verschiedenen, vorbereiteten Arbeitsflächen und „Handlungen“ hin- und herspringen.
  • Wenn ihr ein Fenster „packt“ und an den oberen Bildschirmrand zieht, könnt ihr die neuen „Snap Layouts“ benutzen, um mehrere Programm schnell auf dem Bildschirm anzuordnen. Lasst ihr das erste Programm in der gewünschten Position los, bietet euch Windows die anderen aktiven Anwendungen zur Auswahl an. Löst ihr eines der „gesnappten“ Anwendungen, springt es praktischerweise wieder in die ursprüngliche Größe zurück.

7. Zwischenablageverlauf und Snipping-Tool nutzen

Die erweiterte Zwischenablage und das verbesserte Snipping-Tool für Screenshots sind zwei praktische Tools unter Windows 11, die einem die Arbeit enorm erleichtern können.

Wenn ihr Daten mit STRG + C (oder über das Kontextmenü) kopiert, landet der kopierte Wert in der Zwischenablage. Allerdings nur einer auf einmal, was ziemlich mühselig werden kann, wenn ihr mehrere Dinge hin- und herkopieren müsst. Der Zwischenablageverlauf merkt sich eure letzten 10 (?) kopierten Elemente, egal ob Text oder Bilder und ihr könnt diese mit WIN + V bequem erneut einfügen.

Aktivieren könnt ihr den Zwischenablageverlauf in der Einstellungen-App (WIN+I) unter System > Zwischenablage. Wichtig dabei ist, dass ihr die Funktion „Auf allen Geräten synchronisieren“ deaktiviert, damit die Daten nur lokal gespeichert und nicht in die Cloud gesendet werden, da ihr sicher auch mal persönliche Angaben kopiert (Datenschutz!).

Ein Tool zum Erzeugen von Screenshots ist schon seit Windows 7 dabei, die Version bei Windows 11 ist aber besser und einfacher denn je. Ihr drückt einfach WIN + SHIFT + S und der Bildschirm wird für einen Moment „eingefroren“. Ihr könnt dann auswählen, ob ihr nur ein Fenster, einen bestimmten Bereich oder den ganzen Bildschirm als Screenshot speichern wollt. Auch das Zeichnen oder markieren im Bild wird direkt möglich gemacht.

8. Konzentriert bleiben: Benachrichtigungen priorisieren und der neuen Fokus-Modus

Unter Windows 11 werden Benachrichtigungen von Anwendungen, Pop-Ups etc. rechts unten in der Taskleiste (beim Datum) dargestellt. Aktiviert ihr dort das vom Smartphone bekannte „nicht stören„, werden diese im Benachrichtungscenter gesammelt dargestellt und nicht einzeln eingeblendet. Das gefällt mir so gut, dass ich es standardmäßig aktiviert habe. Wollt ihr von einzelnen Diensten trotzdem benachrichtigt werden (Beispiel Messenger), könnt ihr diesen als Ausnahme in der Einstellungen-App unter System > Benachrichtigungen > Prioritätsbenachrichtigungen festlegen.

Neu im aktuellen Update 22H2 ist der Fokusmodus, den ihr ebenfalls in den Einstellungen unter System findet und der euch beim konzentrierten, ablenkungsfreien Arbeiten helfen soll. Neben dem Unterdrücken von Benachrichtigungen deaktiviert der Fokus u. A. auch das Blinken von Anwendungen in der Taskleiste und zeigt einen Timer an.

Was mir dabei besonders gefällt: So kann ich mir nicht nur sagen „jetzt mal bei einer Sache bleiben“ – sondern auch „ich investiere (noch) genau so viel Zeit und dann höre ich auf„, anstatt im Nachhinein zu realisieren, dass ich viel zu viel Zeit für einen Schritt aufgewendet habe. Praktisch! In der Alarm- und Uhr-App findet ihr weitere Anpassungsmöglichkeiten (s. Bild).

9. Speicheroptimierung aktivieren

Viele kennen es noch als das Tool zur „Datenträgerbereinigung„: Es löscht alten Dateien im Papierkorb, temporäre Dateien und sonstigen Krams, den man nicht mehr braucht. Microsoft scheint dieses Feature Stück für Stück in die neue Einstellungen-App zu migrieren. Jetzt geht es auch automatisch. Anfangs stand ich dem noch etwas skeptisch gegenüber, habe es nun aber einige Monate ausprobiert und kann dem nur Positives abgewinnen. Aktiviert man die Speicheroptimierung unter System > Speicher, kann man Windows anweisen, temporäre Dateien und App-Daten sowie alte Dateien aus dem Papierkorb in einem gewissen Abstand automatisch zu löschen.

10. Websuche deaktivieren (im Startmenü)

Unter Windows 11 hat das Startmenü einen neuen Anstrich bekommen und sieht jetzt sehr schick aus. Auch wenn ich es zugegebenermaßen nur selten richtig nutze (es ist doch viel einfacher, die WIN-Taste zu drücken, die ersten Buchstaben des gewünschten App einzutippen und ENTER zu drücken) gibt es doch eine Sache, die mich gewaltig stört.

Egal ob ich das Startmenü zum Ausführen einer App oder für eine kurze Suche (auf dem PC) benutze, sobald nicht ein exakter Treffer gefunden wird, werden mir Suchergebnisse aus Bing angezeigt. Es ist nicht nur so, dass mich diese Informationen nicht interessieren (ich benutze Bing nicht), sondern manchmal öffnet Windows dann ein solchen Ergebnis, obwohl ich eigentlich ein Programm auf dem Rechner starten wollte! Außerdem ist mir aufgefallen, dass sich durch die Suchanfrage der Aufruf des gewünschten Ergebnisses jedes Mal um einige Millisekunden verzögert. Abgesehen davon, dass jede einzelne Suchanfrage an Microsoft gesendet wird … Wie schalte ich das also ab?


In der Einstellungen-App habe ich nichts dazu gefunden. Stattdessen kann man das über einen Eintrag in der Registry abstellen. [1] Dazu öffnet ihr den Registrierungseditor (regedit) und navigiert zum Schlüssel

HKEY_CURRENT_USER\SOFTWARE\Policies\Microsoft\Windows

Dort erstellt ihr einen neuen REG_DWORD 32 Bit Eintrag mit dem Namen DisableSearchBoxSuggestions und setzt diesen auf 1. Das war’s!

11. Netzwerkumgebung, WLAN und Browser einrichten

Teilt ihr im WLAN-Netz Drucker oder Ordner unter Windows-Rechnern, solltet ihr das Netzwerkprofil auf „privat“ ändern. Für alle anderen Fälle, insbesondere auf Arbeit oder im öffentlichen Raum ist „öffentlich“ ausreichend – und sicherer. Wollt ihr das physische Tracking eures Rechners in öffentlichen Netzwerken etwas erschweren, habt ihr zudem die Möglichkeit, eure Hardwareadresse bei jeder Verbindung zu ändern. Das alles findet ihr in der Einstellungen-App unter „Netzwerk und Internet“.

Habt ihr zuhause ein schnelles 5 GHz WLAN-Netz parallel zum konventionellen 2,4 GHz Modus aktiv, solltet ihr auf jeden Fall prüfen, ob euer Rechner überhaupt mit dem richtigen Netzwerk verbunden ist. Das seht ihr, wenn ihr euch die Eigenschaften zum genutzten WLAN dort anschaut.


Dazu habe ich übrigens hier einen Artikel geschrieben. Habt ihr generell (WLAN) Verbindungsprobleme oder denkt, da sollte noch mehr Geschwindigkeit drin sein, schaut euch mal diesen Beitrag dazu an.

Außerdem solltet ihr unbedingt daran denken, in eurem bevorzugten Browser einen Werbeblocker zu installieren. Für die Nutzung gibt es dutzende Gründe: Nicht nur wegen der ganzen ablenkenden Einblendungen, der Browser ist vor allem das Einfallstor Nummer Eins für Malware und nicht selten werden manipulierte Werbeblöcke, die auf dubiose Seiten weiterleiten, für solch einen Angriff genutzt. Außerdem erhöht es eure Privatsphäre (eure IP-Adresse wird nicht an die Anbieter der Werbeflächen weitergeleitet und es wird schwerer, euer Surfverhalten seitenübergreifend zu tracken). Außerdem wird die Webseite schneller aufgebaut (was sich besonders bei schwächeren PCs und langsamen Internetanbindungen bemerkbar macht) und zusätzlich das Datenvolumen verringert. Erweiterungen dazu gibt es viele zur Auswahl, ich persönliche empfehle uBlock Origin (gibt es für Edge, Chrome, Firefox usw.), andere Alternativen tun aber sicher auch ihren Dienst.

Hat euch der Beitrag gefallen, habt ihr noch Tipps zur Einrichtung, die ich nicht genannt habe? Ihr könnt meinen Blog und meine Arbeit unterstützen, indem ihr diese Seite teilt, einen Kommentar hinterlasst oder euch in den kostenlosen Newsletter-Verteiler eintragt!

Linux-Tagebuch #10 – Tipps für den Alltag

In dieser mehrteiligen Beitragsreihe versuche ich mich aus Sicht eines Windows PC-Nutzers dem Linux-Desktop als Betriebssystem zu nähern. Dabei möchte ich dieses als Linux-Anfänger selbst besser kennen lernen und zu verstehen versuchen. Nach einem knappen Jahr Pause folgen nun die weiteren geplanten geplanten Beiträge zu dieser Artikelserie. Die letzten Artikel befassen sich mit weiteren Anpassungen, Backups, Gaming und einem finalen Fazit. Zu Teil 1…

Im letzten Tagebuch-Eintrag vom November 2020 ging es ja um die ersten Schritte nach der Installation von Ubuntu 20.04. Diese Version ist übrigens nach wie vor die aktuelle, stabile Hauptversion von Ubuntu. Die nächste Ausgabe erscheint im kommenden April, wird aber das Rad sicherlich nicht neu erfinden, auch im Bezug auf diese Beitragsserie. 🙂

Der aktuelle Stand

Seit einigen Wochen läuft Ubuntu bei mir auf einem gebraucht angeschafften 15″ Notebook von TUXEDO mit einem Intel Core i7 und einer NVIDIA RTX 2060, welches hunderprozentige Linux-Unterstützung bietet (also ein andere Hardware wie im letzten Beitrag!). Und ich muss wirklich sagen, dass ist ein wahrer Segen. Nach einer anfänglichen Umgewöhnungsphase komme ich soweit gut zurecht, abgesehen von einigen Spirenzien mit dem WLAN-Drucker. Und für den „Fall“ lässt sich über Dual-Boot noch Windows 10 starten.

Ich habe leider etwas lasche dokumentiert, aber im folgenden möchte ich euch noch von einigen Alltags-Anpassungen berichten, die ich in meinem Ubuntu vorgenommen habe und die für euch vielleicht auch interessant sein könnten.

Einige praktische Erkenntnisse

In den letzten Wochen konnte ich mich intensiv mit meinem neuen Betriebssystem auseinandersetzen. Hier einige grundlegende Erkenntnisse, die ich an euch weitergeben möchte.

  • Auch wenn man es im Alltag (hoffentlich) selten benötigt, sind ein paar grundlegende Kenntnisse (durch Verzeichnisse navigieren, wie funktionieren Aufrufe mit Parameter) über den Umgang mit dem Terminal und der Shell „bash“ meiner Meinung nach essentiell für den Umgang mit Linux. Hier erfahrt ihr beispielsweise mehr.
  • Mit dem Hotkey Strg+C könnt ihr einen laufenden Prozess oder eine fehlerhafte Eingabe im Terminal abbrechen.
  • Kleiner, aber wichtiger Unterschied: Verzeichnisangaben unter Linux werden immer mit einem Vorwärts-Slash „/“ angegeben! Bei Windows inst es ein Backslash „\“. Linux unterscheidet dabei auch zwischen Groß- und Kleinschreibung sowie Dateiendung.
  • Verzeichnisangaben können in Linux relativ oder absolut sein. Relativ bedeutet vom aktuellen Arbeitsverzeichnis ausgehend und wird ohne ein führendes Slash angegeben. Ein Beispiel: ~/Bilder/Urlaub. Absolut bedeutet immer vom obersten Wurzelverzeichnis „/“ ausgehend und wird immer mit einem führenden Slash angegeben. Die Tilde „~“ stellt das Home-Verzeichnis dar (die Benutzerdaten). Ein Beispiel: /opt/Programm/config
  • Im Internet gibt es viele Anleitungen und Lösungsvorschläge zu Problemen, die mit dem Copy & Paste von Terminaleingaben einhergehen. Es ist aus eigener Erfahrung selten eine gute Idee, einfach blind Befehle zu kopieren und auszuführen, insbesondere mit Admin-Rechten (root, sudo), da man sich so das System zerschießen kann.
  • Die in den offiziellen Paketquellen vorhandene Software liegt unter Umständen nicht in der neuesten Version vor oder ist sogar veraltet. Wenn ihr euch ein bestimmtes neues Programm installieren wollt, prüft zunächst, in welcher Version es vorliegt. Je nach Anforderung ist es aus eigener Erfahrung, die aktuellste Version über eine fremde Quelle (Archiv, PPA, …) zu beziehen. Das könnt ihr über das Softwarecenter oder mit dem Befehl apt show paketname prüfen.

Weitere Anpassungen

Einige der Tipps erfordern die Eingabe von Befehlen über das Terminal (bash), dieses könnt ihr im aktuellen Arbeitsverzeichnis über den Dateimanager Nautilus, oben im Menü, oder mit Strg+Alt+T öffnen.

Mehr Anwendungen im Startmenü (Aktivitäten)

Um den Platz des Bildschirms besser zu nutzen (auch wenn er nicht groß ist) und schneller das gewünschte Programm zu finden, habe ich mir die Gnome Extension More columns in applications view geholt, über die gnome-tweaks Anwendung angepasst (siehe vorherigen Beitrag) und so die Anzahl auf acht Apps pro Zeile erhöht.

Schnell zwischen Arbeitsflächen wechseln

Auch aus Windows 10 kennt ihr bestimmt die Möglichkeit, mit mehreren virtuellen Desktops zu arbeiten. Ein Feature, welches ich lange unterschätzt habe und den Arbeitsfluss enorm beschleunigen kann. Nun, unter Linux gibt es diese Funktion natürlich schon länger. Aber auch hier klickt man sich ganz schön blöd, wenn man erstmal mehrere Desktops offen hat und ständig wechseln muss. Ich habe mir deshalb die Gnome Extension Top Panel Scroll geladen. Nun kann ich einfach den Mauszeiger auf die obere Titelleiste bewegen und mithilfe des Mausrads die Arbeitsflächen umschalten, das ist komfortabel und geht deutlich schneller.

Hintergrund des Login-Bildschirms ändern

Damit ist auch alles gesagt. Sorgt für einen einheitlichen Look und schafft Abhilfe, wenn man den Vorgabe-Hintergrund nicht mehr sehen möchte. Leider ist das so über die Einstellungen ohne weiteres nicht möglich. Abhilfe schafft ein kleines und einfaches bash Skript, welches ihr euch hier anschauen könnt.

Systemstart beschleunigen

Von Windows kennt ihr vielleicht das Prefetching. Häufig gestartete Programme und Daten werden beim Systemstart im Arbeitsspeicher vorgeladen, um den ersten Start zu beschleunigen. Auch so eine Funktion kann unter Ubuntu 20.04 bequem nachinstalliert werden, mit dem Paket preload. Dazu reicht eine einfache Installation mittels

sudo apt-get install preload

aus. Eine weitere Konfiguration ist in der Regel nicht notwendig. Gerade langsamere Systeme ohne SSD können davon profitieren. Weitere Details siehe wiki.ubuntuusers.de.

proprietäre Media-Codecs nachinstallieren

Nach einiger Zeit habe ich bemerkt, dass ich nicht alle in meinen bisherhigen Daten vorhandenen Media-Formate abspielen kann. Ubuntu installiert die Codecs nicht automatisch mit, da sie nicht quelloffen sind. Diese können nachinstalliert werden

sudo apt install ubuntu-restricted-extras

Das betrifft zum Beispiel MP4-Videos. Siehe auch hier.

7-zip Unterstützung im Kontextmenü

Der Dateimanager Nautilus bringt ja bereits über das Kontextmenü (Rechtsklick) eine Funktion für das bequeme (ent)packen von Dateien mit sich. Damit ihr damit auch 7-Zip Archive in vollem Umfang bearbeiten könnt, sind ein paar Zusatzpakete notwendig.

sudo apt install rar unrar p7zip-full p7zip-rar

Es ist also keine externe Anwendung wie bei 7-Zip unter Windows notwendig.

Ordner für Screenshots ändern

Unter Ubuntu (Gnome) gibt es die Möglichkeit, mit dem „Screenshot“ Tool Bildschirmaufnahmen zu machen (entspricht dem Snipping Tool unter Windows), oder direkt mit der „Drucken“-Taste. Letzeres Speichert dann das Bild automatisch ab. Nutzt ihr diese Funktion häufiger, könnt ihr den Zielordner ändern, mit folgendem Befehl

gsettings set org.gnome.gnome-screenshot auto-save-directory "file:///home/$USER/ZIELORDNER"

Den Ordnerpfad müsst ihr natürlich entsprechend anpassen.

Zeilenumbruch bei langen Ordner- oder Dateinamen begrenzen (Nautilus)

Der Dateimanager Nautilus handhabt Ordner oder Dateien mit langen Namen etwas anders als man es vom Windows Explorer kennt. Der Zeilenumbruch findet deutlich später statt, was zu, meiner Meinung nach, zu unübersichtlichen Einträgen im Dateimanager führt. Die Anzahl der Zeilen, die Pro Datei oder Ordner angezeigt werden, bevor abgekürzt (…) wird, lässt sich begrenzen

gsettings set org.gnome.nautilus.icon-view text-ellipsis-limit "['2']"

Gutenprint Treiber für Canon-Drucker

Zeitgleich mit dem Notebook habe ich mir für Lau einen gebrauchten Canon PIXMA WLAN-Drucker gekauft. Leider wurde dieser von Ubuntu nicht im Netz gefunden. Selbst bei eingesteckter USB-Verbindung verweigerte dieser konsequent das Drucken oder Scannen. Um es es vorweg zu nehmen: Eine 100%ige Lösung habe ich leider nicht gefunden. Zunächst habe ich den offiziellen Linux-Treiber aus einem Archiv händisch installiert, wie z.B. hier beschrieben. Danach wurde der Drucker zwar unter Verwendung dieses Treibers korrekt erkannt und eingerichtet, gedruckt oder gescannt hat er aber leider trotzdem nicht.

Dann habe entdeckt, dass es ein freies Treiberpaket namens „gutenprint“ in Paketquellen gibt, welches Unterstützung für ältere Canon Drucker anbietet. Dieses habe ich installiert über

sudo apt install libusb-0.1-4 printer-driver-gutenprint

Für mehr Details siehe diesen Beitrag hier im Ubuntuusers-Forum.

Pinta als Paint-Ersatz

Selbst unter Windows 10 weiß ich Microsoft Paint als einfaches und vor allem schnelles Bildbearbeitungsprogramm, vor allem für Screenshots, noch sehr schätzen. Unter Ubuntu habe ich mich etwas länger umsehen müssen, bis ein Programm gefunden habe, welches vom Funktionsumfang und vor allem der Usability an Paint herankommt: Pinta

Das Grafiktool lässt sich unter Ubuntu bequem als Snap-Paket installieren über

sudo snap install pinta

Die Verwaltung läuft hier also nicht über die apt Paketmanager.

PDFs auftrennen oder zusammenfügen

Für mein Studium musste ich bereits mehrmals PDFs zusammenmergen, das geht super einfach mit dem Kommandozeilen-Tool pdftk, welches über apt installiert werden kann:

sudo apt install pdftk

Danach öffnet ihr ein Terminal (über Nautilus im Menü oben oder Strg+Alt+T) im Arbeitsverzeichnnis und könnt PDFs zusammenfügen mit dem Befehl

pdftk Datei1.pdf Datei2.pdf Datei3... cat output Zieldatei.pdf

Um zum Beispiel nur Seite 2-4 aus einem PDF Dokument auszutrennen

pdftk Quelldatei.pdf cat 2-4 output Zieldatei.pdf

Benutzeroberfläche neu starten, Prozesse abwürgen

Dass sich die Benutzeroberfläche (Desktop, GUI) aufhängt oder ich in einer Vollbild-Anwendung stecken bleibe, ist mir bisher glücklicherweise noch nicht passiert. Dennoch finde ich es wichtig zu wissen, dass es unter Ubuntu Linux nicht den „Froschgriff“ inklusive Task-Manager gibt. Grundsätzlich sollte das Verlassen einer Vollbild-Anwendung mit Escape oderüber Alt+Tab immer funktionieren. Schlägt das fehl, könnt ihr über den Hotkey Alt + F2, Strg + Alt + F2 oder das Terminal mit folgendem Befehl die GNOME-Benutzeroberfläche neu starten (Achtung, ungesicherte Arbeit geht unter Umständen verloren)

sudo systemctl restart systemd-logind

Alternativ könnt ihr auch Strg + Alt + Entf drücken. Wenn Ubuntu sich nicht aufgehängt hat, werdet ihr in 60 Sekunden abgemeldet.

Wenn ihr ein Prozess beenden wollt, der sich aufgehängt hat oder der sich nicht mehr schließen lässt, könnt ihr das über die Systemüberwachung (entspricht dem Task-Manager) machen, oder das Terminal. Tippt ihr

ps -u BENUTZER

ein, seht ihr von eurem Benutzer aus laufenden Prozesse.

Ihr braucht davon die Prozess-ID, um den Prozess mit

kill -15 -ID

zum Beenden aufzufordern, oder kill -9 -ID um diesen hart abzubrechen.

Blaulichtfilter

Gerade in der dunklen Jahreszeit ein praktischer Helfer gegen müde Augen. Während es dieses Feature beispielsweise bei aktuellen Android-Version schon ins System integriert ist, kann man sich unter Ubuntu z.B. mit redshift aus dem Software-Katalog Abhilfe schaffen. Die Farbtemperatur des Displays kann nach einem Schema oder fest mit Sonnen auf- und untergang verändert werden.

Akkulaufzeit verlängern (Notebooks)

Seid ihr frisch von Windows umgestiegen und habt das Gefühl, die Akkulaufzeit könnte besser sein, könnt ihr es mit dem Stromspar-Tool laptop-mode-tools versuchen. Um den Rahmen dieses Beitrags nicht zu sprengen, verlinke ich hier auf eine Anleitung mit weiteren Informationen.

Voraussetzung dafür ist, dass Ubuntu (der Linux Kernel) eure Hardware vollständig unterstützt und so z.B. Komponenten abschalten oder die Taktrate des Prozessors drosseln kann. Bei meinem TUXEDO ist eine entsprechende Funktion schon voreingerichtet (ich habe ein Control-Center).

Task-Manager minimiert mit Windows starten

Der Task-Manager ist schon ein praktisches Werkzeug. Er gibt Auskunft über aktuell laufende Anwendungen, Prozesse sowie über die Ressourcen-Auslastung des Rechners. Wusstet ihr, dass dieser direkt mit dem Hotkey Strg+Shift+Esc aufgerufen werden kann? Der meist verwendete Umweg über den Froschgriff Strg+Alt+Entf ist also eigentlich gar nicht notwendig.

Mit Windows 10 wurde die Funktionalität des Task-Managers ausgebaut. Es können nun nicht nur detailliertere Informationen zur Nutzung der GPU und des Stromverbrauchs [1] angezeigt werden, auch das Verwalten der Autostart-Einträge ist möglich. Da spart man sich gleich zwei Programme.

Wie lässt sich nun also der Task-Manager beim Windows Start automatisch minimiert in der Taskleiste starten?

Eine entsprechende Funktion bietet das Programm selbst nicht. Wir können dies allerdings mit einem kleinen Umweg über die Aufgabenplanung realisieren. Zunächst startet ihr den Windows-Texteditor (notepad) und gebt folgende Zeile ein

start /min C:\Windows\System32\Taskmgr.exe

Anschließend speichert ihr den Inhalt irgendwo ab (speichern unter…). Wichtig dabei ist, dass ihr im Speichern-Dialog als Dateityp <Alle Dateien> wählt und dem Dateinamen die Endung *.cmd verpasst. Also z.B. taskmgronstartup.cmd.

Jetzt öffnet ihr die Windows Aufgabenplanung (das einfach im Startmenü tippen). Dort wählt ihr im Fenster rechts „Neue Aufgabe erstellen…“ und aktiviert folgende Dinge:

AllgemeinMit höchsten Privilegien ausführen
TriggerNeu: Aufgabe starten: Bei Anmeldung
AktionenNeu: Programm starten. Durchsuchen … (euer gerade erstelltes cmd-Skript)
BedingungenAufgabe nur im Netzbetrieb starten abhaken

Wenn ihr nun eure gerade erstellte Aufgabe in der „Aufgabenplanungsbibliothek“ (Jepp!) auswählt, könnt ihr die Aufgabe gleich testen. Soll der Task-Manager direkt minimiert in der Taskleiste starten, müsst ihr im Programm selber unter Optionen noch „Nach Programmstart minimiert“ sowie „Ausblenden, wenn minimiert anhaken (siehe Bild). Das war’s!

In der Vergangenheit habe ich eigentlich immer den Process Explorer benutzt, ein Ersatzprogramm, aus den Microsoft SysInternals [2]. Das Programm bietet noch einmal mehr Details und Funktionen als das Bordmittel von Windows, wie die automatische Überprüfung von Prozessen über virustotal.