Gaming-Notebook: Kühler, schneller, leiser? Undervolting und repaste ausprobiert

In diesem Beitrag erfahrt ihr, welche Temperatur- und Leistungsunterschiede bei meinem Notebook ich mit reduzierter Prozessorspannung (undervolting) und nach dem Entstauben mit neu aufgetragener Wärmeleitpaste (repaste) gemessen habe und ob sich das auf die Framerate auswirkt.

Leistungsfähige Notebooks haben oft einen Haken: Unter Volllast werden sie schnell heiß, was einfach der kompakten Bauweise geschuldet ist. Das hat zur Folge, dass die Lüfter aufdrehen und der Prozessor oder die Grafikeinheit sich runtertakten müssen, um nicht zu überhitzen („thermal throttling“). Ein weiterer Faktor ist, dass sich CPU und GPU einen Kühlkörper teilen, weshalb sich die Komponenten gegenseitig erhitzen können. Dies kann messbare Leistungseinbußen haben (z.B. in Form von Einbrüchen bei der Framerate) und ist nicht unbedingt förderlich für die Lebensdauer der Hardware. Manche Modelle bieten die technische Möglichkeit und den Spielraum, die Versorgungsspannung des Prozessors zu reduzieren („undervolting“). Die Idee dahinter ist recht simpel: Weniger Saft gleich weniger Abwärme. Gerade Notebook-Modelle, die schon etwas älter sind und bei aktuellen Titeln an ihre Grenzen kommen, können von diesen Maßnahmen profitieren!

Ich habe vor einiger Zeit ein solches 15″ Notebook gebraucht erworben, welches zwar per se nicht als Gaming-Notebook verkauft wurde, aber die technischen Eigenschaften besitzt. Es stammt von ca. 2019 und hat einen Intel Core i7-8750H (Basistakt 2,2 GHz, Turbo bis 4,1 GHz) sowie eine NVIDIA RTX 2060 (90W) verbaut. Im Energieprofil Höchstleistung drehen die Lüfter schnell auf und in Benchmarks oder anspruchsvolleren Spielen wie Red Dead Redemption 2 oder Battlefield 1 bewegt sich die Spitzentemperatur (CPU) nach einiger Zeit im Bereich von 92-98°C (< 100 °C sind aber innerhalb der Spezifikation!). Ich bin kein Vielspieler und habe in diesen Titeln auch keine Probleme mit der Framerate, aber alleine die Möglichkeit, meine Gerät noch weiter zu optimieren, hat mich neugierig gemacht 🙂

Undervolting

Um euch das eingangs beschriebene Phänomen an meinen Notebook zu zeigen, habe ich hier einen Screenshot aus dem Monitoring gemacht:

Unter dem Energieplan „Höchstleistung“ hält Windows die Taktfrequenz des Prozessors dauerhaft auf Turbo-Niveau von bis zu 4,1 GHz (1) bei einer Temperatur von um die 48°C. Sobald ich den Stresstest mit Prime95 starte, steigt die Temperatur schnell auf >90°C, so dass die CPU schon nach wenigen Sekunden den Turbo reduzieren muss (3) und immer wieder auf den Basistakt (4) zurückfällt, um nicht zu überhitzen.

Zum Reduzieren der CPU Spannung nutze ich ThrottleStop. Ich habe beim Schreiben gemerkt, dass dieser Beitrag zu lange wird, wenn ich jeden Schritt einzeln erläutere, deshalb habe ich an dieser Stelle zusammengefasst. Ich habe mich dabei an diesem Beitrag bei techpowerup orientiert. Wenn euch Details interessieren, hinterlasst mir einen Kommentar!

Ich habe zunächst SpeedStep de- und Speed Shift aktiviert. Der Wert von 32 entspricht ungefähr meinem Basistakt von 2,2 GHz und ist für mich ein guter Kompromiss zwischen Stromsparen und „Bereitschaft“. Nun zum Untervolting im Reiter „FIVR“. Voreingestellt sind bei meinem Notebook -50 mV bei CPU Core und CPU Cache, ich habe nun für meinen Test bei 0 angefangen und schrittweise vorsichtig reduziert (-50, -70, -100, -110, …). Nach jeder Änderung habe ich einen 10 minütigen Durchlauf mit Cinebench gemacht, um die Veränderung zu bewerten und zu schauen ob der Rechner abstürzt. Dabei bin ich zunächst, wie empfohlen, mit beiden Reglern gleichzeitig runtergegangen und nach dem ersten Absturz mit dem CPU Cache bei -160mV bin ich wieder ein Stück zurück und nur mit der Core Spannung weiter runter gegangen.

Nachdem ich die letzte stabile Einstellung gefunden hatte, habe ich die ThrottleStop Benchmark (960M, Fixed) laufen lassen, wobei das System zwar nicht abgestürzt ist – aber Fehler gefunden wurden. Nachdem ich die Cache Spannung wieder ein Stück erhöht hatte, war es dann OK. Danach habe ich Prime95 im Torture Test für ca. eine halbe Stunde laufen lassen und das ganze dann nochmal kombiniert im Stresstest, mit einer GPU Benchmark wie Unigine Superposition oder Furmark und auch nochmal testweise im Akkubetrieb. Soweit alle stabil (wie weit man gehen kann ist ja immer etwas individuell vom Chip abhängig und ein Stück weit Glückssache). Ich habe währenddessen Daten mit hwinfo64 aufgezeichnet und die Daten in Excel visuell etwas aufbereitet:

Einfache Zahlen = CPU Core und CPU Cache Spannung sind gleich gewählt, danach angegeben als CPU Core / CPU Cache, *erster BSOD, **ab hier kein Thermal Throttling mehr, ***Errors in der TS Bench, X = gewählte stabile Einstellung

Wie ihr an den Diagrammen erkennen könnt, habe ich beim ersten Durchlauf in Cinebench R23 eine durchschnittliche Taktrate von 3150 MHz bei einer Temperatur von bis zu 96°C und einem Stromverbrauch von bis zu 87W. Schon nach den ersten UV-Schritten sind deutliche Verbesserungen zu erkennen. Bei den gewählten Werten (CPU Core -220 mV, CPU Cache) komme ich auf eine Taktfrequenz von 3688 MHz bei 88°C bei nur noch 71W. Das entspricht einem Leistungszuwachs von +538 MHz (17%) im Schnitt und die CPU ist dabei auch noch 8°C kühler! Ich habe mich bewusst nicht für die höchste gezeigte Option entschieden, da ich zum einen etwas „Sicherheitsabstand“ zur letzten Crash-Einstellung haben wollte und zum anderen die Kurve gegen Ende abflacht und es aus meiner Sicht keinen nennenswerten Vorteil gebracht hätte.

Außerdem möchte ich mit euch noch die Benchmark-Ergebnisse teilen. CPU-Z hat bei mir keinen nennenswerten Unterschied gezeigt, deshalb hier nur die Ergebnisse von Cinebench (Multicore), 3DMark und der Benchmark von Read Dead Redemption 2.

Bei 3DMark TimeSpy fällt der Unterschied eher gering aus, was wohl daran liegt, dass die CPU-Benchmark nur einen Teil des Gesamtbewertung ausmacht. Deutlicher dagegen ist der Unterschied in der Renderbenchmark Cinebench R23, dort konnte ich durch das Undervolting +1081 Punkte in der Bewertung gewinnen, was einem Leistungszuwachs von ungefähr 15% entspricht. Bei RDR2 in der integrierten Benchmark ist immerhin ein FPS-Zuwachs von 4-10 Frames je nach Szene zu erkennen. Interessant wird es hier eher bei den Temperaturen: Während die CPU bei der ersten Messung Temperaturen bis zu 96°C erreicht hat und die Leistung drosseln musste, bleibt die Temperatur nach dem Undervolting bei unter 89°C. Deutlich kühler, das habe ich auch an der Lüfterdrehzahl gemerkt!

Zum Schluss noch einmal der Graph der Prozessorauslastung unter Volllast mit Prime95. Wie ihr seht, kann die CPU nun einen deutlich höheren Boost-Takt halten (4), ohne dass „thermal throttling“ eintritt.

Im Leerkauf schwankt die Taktfrequenz dank SpeedStep nun zwischen 1,1 – 2,1 GHz. Nach dem Start der Benchmark erreicht die CPU zunächst einen Turbo von 4 GHz (3), die Temperatur steigt dabei auf bis zu 92°C. Der Turbo fällt nach einiger Zeit (nur noch) auf ca. 3,2 GHz zurück.

Lüfter reinigen und Austausch der Wärmeleitpaste

Bei hohen Temperaturen soll es helfen, den Lüfter zu entstauben und die Wärmeleitpaste (WLP) zu erneuern (repasting), da diese bei der Fertigung ungleichmäßig aufgetragen, qualitativ minderwertig oder einfach zu alt sein könnte. Mit der Zeit sammelt sich auch Staub im Lüfter und an den Kühllamellen an, was die Luftzirkulation beeinträchtigt. Ich habe mein TUXEDO Notebook (ca. 3 Jahre alt) demontiert, gereinigt und die WLP neu aufgetragen, um zu schauen, ob es einen Unterschied macht.

Das Vorgehen ist bei den meisten Notebooks sehr ähnlich, trotzdem gibt es gerade bei dem Öffnen des Gehäuses je nach Modell einige Besonderheiten zu beachten. Meist finde ich auf YouTube ein Video, wo das entsprechende Gerät schon einmal geöffnet wurde. Ein Set mit passendem Werkzeug ist auch sehr hilfreich, besonders die Plastikclips zum schonenden Öffnen der Gehäuseabdeckung.

Ich habe das Notebook von der Rückseite aus geöffnet. Zu Erkennen ist im zweiten Bild, dass die Kupfer-Heatpipes von CPU und GPU miteinander verbunden sind, also ein „Wärmeaustausch“ stattfindet. Besonders im Lüfter der GPU hing viel staub (Bild 3). Nach dem Entfernen des Kühlsystems kamen die CPU und die GPU zum Vorschein. Die WLP bei der GPU war mittig angetrocknet, bei der CPU hat in der rechten unten Ecke etwas WLP gefehlt, was aber auch beim Entfernen des Kühlsystems hängen geblieben sein könnte (Bild 4). Auch in den Lamellen des Radiators hing viel Staub, mehr als bei den Lüftern. Nach dem Entstauben der Hauptplatine und dem Entfernen der alten WLP habe ich eine frische Schicht mit Arctic MX-4 Wärmeleitpaste aufgetragen und die Lüfter geöffnet, um sie vorsichtig mit einem Pinsel zu reinigen.

Nach dem Zusammenbauen habe ich noch einmal stichprobenartig die Benchmarks durchlaufen lassen, um sie mit den bisherigen Messwerten zu vergleichen. Und oho!

In allen Messungen sind die Temperaturen deutlich niedriger ausgefallen als zuvor und bleiben unter dem kritischen Bereich von >90°C. Besonders beeindruckt hat mich der Temperaturunterschied ohne Undervolting (Bild 1). Im Leerlauf sowie in der 3DMark TimeSpy Benchmark sind die Maximaltemperaturen 10°C niedriger als zuvor! Auch bei der GPU Benchmark Superposition ist ein deutlicher Unterschied bei den Temperaturen zu erkennen, obwohl der Hitzestau bisher eigentlich eher die CPU betroffen hat. Das wirkt sich auch auf die Leistung aus. In Cinebench R23 (Multicore, 10 Minuten) ist zum ersten Mal, selbst ohne undervolting, kein thermal throttling mehr aufgetreten. Mit aktiviertem uv-Profil (siehe Teil 1 des Beitrags) konnte dort ich die durchschnittl. Taktfrequenz noch einmal um ca 100 MHz steigern (Bild 3), was sich auch positiv auf die Bewertung ausgewirkt hat (Stock +100 Punkte, mit uv + 200 Punkte).

Fazit

Auf die Frage, ob sich die ganze Mühe nun gelohnt hat (das Benchmarken und Dokumentieren hat schon einige Zeit in Anspruch genommen), würde ich definitiv mit JA antworten. Was den beachtlichen Unterschied nach der Reinigung ausgemacht hat, kann ich nicht eindeutig identifizieren, ich vermute es war schlicht eine Kombination der Eingangs erwähnten Probleme mit dem Staub und der Wärmeleitpaste. Ich habe für diesen Beitrag mit dem undervolting angefangen, weil es schlicht und einfach bequemer zu machen war, in der Praxis würde ich das Reinigen und Tauschen der WLP im Sinne eines ursächlichen Lösungsansatzes vermutlich vorziehen. Aber selbst, wenn dies nicht den entscheidenden Unterschied machen sollte, lässt sich – je nach Hardware – durch das undervolting noch etwas mehr Leistung rausholen. Ich denke davon profitieren gerade die Notebooks, die jetzt langsam in den Jahre – und bei aktuellen Titeln so langsam an ihre Grenzen kommen. Und die reduzierten Temperaturen werden der Hardware langfristig zugute kommen und das Gerät leiser machen.

Linux-Tagebuch #1 – Linux auf meinem Desktop-PC

Bildquelle Header: pixabay / Pinguin Tux; by Larry Ewing, Simon Budig, Anja Gerwinski

Am 14. Februar 2020 wurde der Support für Windows 7 eingestellt. [1] Das ist sicher ein Grund, warum sich viele PC-Nutzer wieder mit der Frage der persönlichen Wahl des Betriebssystems auseinandersetzen müssen. Gut, die meisten werden wohl einfach auf Windows 10 aktualisieren, oder eben ein neues Gerät kaufen. Aber vielleicht kann sich der eine oder andere ja auch nicht mit Microsoft’s aktuellem Betriebssystem anfreunden, so geht Windows 10 ja doch neue Wege. [2] Ein weiteres Argument wäre, dass Linux und die dazugehörige Software völlig kostenlos ist und als relativ sicher gilt, so würde man sich eventuell entstehende Upgrade-Kosten sparen. Da relativ zeitgleich mit dem Aus von Windows 7 im April 2020 die nächste LTS-Version¹ von Ubuntu Linux und seinen Derivaten erscheinen [und von den Online-Medien aufgegriffen werden] wird, bietet es sich doch an, noch einmal eine Auge auf die Windows-Alternative zu werfen. Was ist überhaupt Linux?

Inzwischen sind über 10 Jahre vergangen, seit mir mit OpenSuSE 11 (der grüne Gecko) zum ersten Mal eine Linux-Distribution auf dem Rechner gelandet ist. Das alternative Ökosystem zu Microsoft und Apple hat mich fasziniert, aber wegen fehlender Hardwareunterstützung und mangelnder Expertise bin ich irgendwie nie so richtig warm geworden mit dem Betriebssystem. Zuletzt hatte ich 2017 testweise für einige Wochen Ubuntu MATE 16.04 auf meinem Laptop installiert gehabt.

Schon mehrfach bin ich über die (vielleicht auch nicht ganz ernst gemeinte) Ankündigung „das Jahr des Linux-Desktops“ gestolpert [3] [4]. Also das Jahr, in dem Linux auf dem Desktop PC in Sachen Popularität endlich zu seinen ewigen Rivalen Windows und macOS aufschließen soll. Ein kurzer Blick auf die Betriebssystem-Statistik von statcounter lässt davon aber – aktuell – nichts erkennen. [5]

Trotzdem ist Linux auf dem Vormarsch, wenn ich an Android oder Chrome OS denke. Warum also nicht auf dem Desktop? Diese Frage ist deutlich komplizierter zu beantworten, als ich zunächst angenommen hatte – und Gründe scheint es verschiedene zu geben: Unter anderem wird die hohe Fragmentierung durch die vielen verschiedenen Distributionen genannt (kein einheitliches Bild für den Außenstehenden), die Hürde durch notwendige IT Kenntnisse oder einfach die Tatsache, dass Linux nicht bzw. kaum vorinstalliert auf neuen Rechnern ausgeliefert wird.

Wer sich gerne dazu belesen möchte, findet hier einige Meinungen (auf Englisch)

Why is Linux Not More Widely Used Than It Is? | Top 10 Reasons Why Desktop Linux Failed

¹ long term release ist eine Ausgabe mit besonderem Fokus auf Stabilität und einem verlängerten Support- und Updatezeitraum von 5 (anstatt 2) Jahren.

Dann macht der Umstieg auf Linux Sinn

Dabei liegen die Argumente für einen Umstieg auf Linux doch auf der Hand, oder? Wer an der Sache interessiert ist, findet im Internet schnell genügend Inspiration, warum sich ein Wechsel auf Linux lohnen kann. Auf der sehr schön gestalteten Seite von Abhishek’s It’s FOSS (engl.) werden die Hauptargumente genannt. Ich habe diese und noch einige weitere in folgender Tabelle zusammengefasst:

Argumente für den Umstieg auf LinuxHürden und mögliche Gegenargumente
1. Linux ist frei herunterladbar und open source – keine versteckten Kosten.
2. Es gibt unzählige, kostenlose Programme, welche mit dem Betriebssystem mitgeliefert werden oder einfach und schnell nachinstalliert werden können. Populäre Beispiele sind LibreOffice, VLC oder Firefox
3. Linux gilt als viel sicherer wie Windows. Es ist normalerweise kein zusätzlicher Virenschutz erforderlich.
4. Linux startet schnell und soll besonders auf älteren Geräten flott laufen.
5. Linux ist hoch anpassbar. Es gibt kaum etwas, was man nicht verändern kann. Schon bei der Auswahl der Linuxdistribution fängt es an.
6. Datenschutz. Keine Nutzerdaten-Telemetrie, Werbung oder erzwungene Online-Verknüpfung (im vgl. zu Windows 10)
7. Es gibt eine große Vielfalt an Dokumentationen, Hilfestellungen und eine lebendige Community im Internet.
8. Immer bessere Gaming-Unterstützung dank native Releases, Steam für Linux und Proton. [6]
1. Schlechte Unterstützung von manchen Hardware-Konstellationen oder -Funktionen.
2. Bisherige Windows-Software (auch Spiele) läuft nicht auf Linux oder es gibt keinen passenden Ersatz.
3. Bei Problemen sind meist fortgeschrittene IT Kenntnisse notwendig, oft kommt das Terminal zum Einsatz.
4. Ein Großteil der frei im Internet zugänglichen Dokumentationen und Hilfestellungen sind in Englischer Sprache verfasst und richten sich meistens an Menschen, welche versierter im Umgang mit Linux sind.
5. (ergibt sich aus Punkt 1-4) Die Bereitschaft, sich mit seinem Betriebsystem aktiv auseinanderzusetzen, um die Einrichtung und ggf. Probleme selbst lösen zu können.

Mann könnte sich also vorstellen, dass Menschen, welche ihren Computer für alltägliche Dinge wie Surfen, E-Mail, Musik und Videos benutzen, wohl mit einem fertig eingerichteten Linux gut zurechtkommen würden. [7]

Wenn man sich allerdings etwas genauer mit dem Prozess des Umstiegs beschäftigt, wird man früher oder später auf Hürden oder vielleicht auch Probleme stoßen, die man zuerst nicht wahrgenommen hat.

Ein Selbstversuch

Anfang April erscheint Ubuntu 20.04. Ich nutzte die Gelegenheit und setze mich noch einmal mit dem Thema „Linux auf einem Desktop PC (oder Notebook)“ auseinander. Da ich mich selbst höchstens als Linux-Einsteiger einschätzen würde, möchte ich in den kommenden Beiträgen von meinen Erfahrungen vom Umstieg, Einrichtung und Umgang mit Linux auf meinem PC berichten und versuche herauszufinden, was an den oben genannten Pro- und Kontra-Argumenten dran ist. In den nächsten beiden Beiträgen wird es um die Hardwarekompatibilität und Distributionswahl gehen.

Habt ihr schon Erfahrung mit dem Umstieg von Windows auf Linux gemacht? Hinterlasst doch einen Kommentar unter diesem Beitrag!

Notebook: Schnellen SSD-Speicher nachrüsten

Der Windows-Start dauert eine halbe Ewigkeit? Programme laden nur sehr langsam? Das ist eine Schwäche, die sich viele Notebooks – vor allem im niederen Preissegment – teilen. Wenn die Leistung der Festplatte nachlässt, wirkt sich das auf die gesamte „Benutzererfahrung“ aus. Natürlich ist ein Datenträger auch ein Verschleissprodukt, aber meiner Erfahrung nach versagen bei günstigen Notebooks als erstes der Akku und die Festplatte.

günstig und unkompliziert

Produktbeispiel, hier vom Hersteller Western Digital

Die meisten neueren Notebooks werden inzwischen sowieso mit deutlich schnelleren SSDs ausgestattet. Diese funktionieren ähnlich wie USB-Flashspeicher [1] und haben eine um ein Vielfaches höhere Datendurchsatzrate und kürzere Zugriffszeiten. Dadurch verkürzt sich nicht nur die Startzeit erheblich, sondern Programme starten prompt und die Ladezeiten von Spielen sind kürzer. Die SSD ist auch deutlich leiser und leichter. Und hier kommen wir schon zum Thema dieses Beitrags: Wenn der alte Laptop lahmt, könnt ihr durch einen einfachen und günstigen Tausch der Festplatte einen ordentlichen Geschwindigkeitsvorteil herausholen!

Da sich SSD-Technik inzwischen auf dem Markt etabliert hat, sind 2,5″ SSD-Datenträger für Notebooks bereits ab 30€ zu haben. [2] Sonst benötigt man zum Wechsel nur ein Set von Elektronik-Schraubenziehern und etwas Fingerspitzengefühl. Also, los geht’s!

Daten migrieren

Ach so, fast vergessen: Was passiert mit meinen Dateien und, ahem, Windows? Die sind bei einem Wechsel des Speichermediums natürlich weg. Ihr habt also zwei Möglichkeiten: Datensicherung erstellen, Windows-Produktschlüssel notieren (Windows 10: Mit Microsoftkonto verknüpfen) und das Betriebssystem auf der SSD neu installieren. Die zweite und komfortablere Option besteht darin, den Inhalt der alten Festplatte auf die Neue zu „klonen“. Das geht mit der richtigen Software im Prinzip sehr einfach, wenn man dabei zwei, drei Dinge beachtet.

  1. Ihr benötigt entweder einen zweiten PC mit Anschlussmöglichkeit für die neue SSD oder (vorzugsweise) eine USB 3.0 SATA Adapter für diese. In beiden Fällen muss das Datenabbild der bisherigen Festplatte auf die neue Übertragen werden.
  2. Der belegte Speicherplatz muss geringer sein als die Gesamtkapazität der neuen SSD, damit der Inhalt gespiegelt werden kann. Die tatsächliche Kapazität der alten Festplatte ist dabei nicht so wichtig, da der „leere“ Speicherbereich im Datenabbild ignoriert wird. Beachtet aber bei der Auswahl, dass ihr aufgrund der Formatierung des Dateisystems z.B. bei einer 256 Gb SSD effektiv nur ca. 238Gb nutzen könnt. Size matters!

Auf die Möglichkeit der Neuinstallation von Windows möchte ich hier nicht genauer eingehen, ihr könnt auf meinem Blog dazu mehr erfahren (am Beispiel von Windows 7).

Klonen !? Das geht doch nur mit Schafen. Im Falle der SSD ist das eine sehr praktische Funktion, da neben den tatsächlichen Dateien auch die Informationen aus dem Dateisystem, der -Partition sowie wichtige Bootparameter des Betriebssystems mit übernommen werden, welche einen reibungslosen Start trotz geänderter Hardware ermöglichen. Und für die SSD macht das keinen vitalen- oder Leistungsunterschied, ob die Daten ursprünglich auf „Festplatten-Art“ angeordnet waren.

Einige Hersteller bieten zur ihrer SSD ein kostenloses Tool zur Datenmigration (auch Klonen) der Festplatte an. Beispielsweise seien hier Acronis True Image WD/SanDisk Edition oder Samsung Data Migration Tool genannt. Diese setzen allerdings voraus, dass die SSD vom Programm erkannt und validiert werden kann, was im Fall von einer per USB-Adapter angeschlossenen SSD bei mir nicht der Fall war.

Ich habe also ein herstellerunabhängiges Programm gesucht. Das ist etwas knifflig, da es einige Tools gibt, welche das Klonen von Datenträgern anbieten, es aber oft (im Falle der kostenlosen Version) als Premium-Funktion verstecken. Geklappt hat es bei mir schließlich mit EaseUS Todo Backup Home Free/Trial (ca. 120Mb), aber nur genau mit der „Todo“ Programmversion.

Zunächst solltet ihr die Daten der alten Festplatte „vorbereiten“. Sprich, unnötige Programme deinstallieren, Datenträger bereinigen und defragmentieren (Daten auf der Festplatte zu einem Haufen zusammenführen). Mehr dazu hier. Das verkürzt die Größe und damit die Transferzeit des Festplattenabbildes.

Anschließend die SSD verbinden und EaseUs ToDo starten. Im Hauptmenü links den Klonen-Button ausfindig machen, der folgende Dialog ist recht selbsterklärend. Noch einmal die Laufwerksbuchstaben und den Speicherplatz auf ihre Richtigkeit prüfen und den Prozess starten. Das sieht dann in etwa so aus – und dauert je nach Belegung einige Minuten. Die erfolgreiche Migration wird mit einer Abschlussmeldung quittiert:

Festplatte durch SSD tauschen

Ich übernehme keine Haftung für Schäden! Ihre verliert ggf. eure Herstellergarantie.

Jetzt kommt der wahrscheinlich schwierigste Teil des Unternehmens: Das Öffnen des Notebook-Gehäuses. Das wiederum ist von Gerät zu Gerät verschieden. Während einige, meist ältere Modelle, auf der Unterseite noch eine getrennte Abdeckung für Festplatte, Arbeitsspeicher und Akku haben, gibt es bei den neueren, schlanken Notebooks nur noch eine geschlossene Rückseite. In beiden Fällen benötigt ihr neben einem Set Elektronikschraubenziehern einen flachen, dem Gitarrenspiel ähnlichen „Plastikchip“ (oder etwas Vergleichbares wie eine alte Checkkarte) zum Öffnen des zusammengeklippten Plastikgehäuses. Beachtet analog zum Text die Bilderstrecke!

Zunächst den Akku entnehmen, Laptop herumdrehen und alle Schrauben (in der Regel) lösen. Falls sich die Festplatten-Abdeckung separat lösen lässt, seit ihr hier schon fertig! (Bild 1) Eine der Schrauben hält das ggf. vorhandene CD-Laufwerk fest, welches nun „Plug & Play“ aus dem Gehäuseschacht herausgezogen werden muss, damit später die Gehäuseabdeckung entfernt werden kann. Nun mit dem Plastikchip am Gehäuseübergang vorsichtig, langsam dazwischen und rundherum fahren, bis sich die Abdeckung mit einem Klicken zu lösen beginnt. Im Zweifelsfall findet ihr zu vielen Notebook-Serien z.B. auf YouTube eine Demontage-Anleitung! Das Notebook wieder herumdrehen und die Oberseite samt Tastatur vorsichtig hochklappen. Hier müsst ihr zunächst das Breitbandkabel von Tastatur und Touchpad, Gehäusetasten usw. mit der Hand oder einer Pinzette lösen, dazu einfach am Stecker das Plastikscharnier hochkippen. Nun ist der Blick frei auf das Innenleben. Die Festplatte ist normalerweise in einer Extrahalterung fixiert, welche zunächst gelöst und dann die Festplatte daraus mit weiteren vier Schrauben entfernt werden kann. Bei dieser Gelegenheit bietet es sich an, den Lüfter gleich vom Staub zu befreien!

Die neue SSD wird genau so wieder eingesetzt. Vor dem Schließen der oberen Abdeckung nicht vergessen, alle Breitbandkabel vorsichtig wieder sauber in die Halterungen zu stecken und diese zu arretieren! Nun die Abdeckung aufsetzen und durch gleichmäßigen Druck an den Rändern wieder einrasten lassen. Bevor ihr nun mühevoll alle Schrauben wieder einsetzt – zunächst die Erfolgskontrolle: Geht die Kiste an und Windows startet, habt ihr alles richtig gemacht! 🙂

Windows für SSD optimieren

Noch etwas wichtiges zum Schluss. Während Windows 10 die neue SSD automatisch als solche erkennen sollte, ist das bei Windows 7 nicht zwingend der Fall. Unnötig häufige Schreibzugriffe verkürzen die Lebenszeit einer SSD erheblich, deswegen sollten einige Windows-Einstellungen angepasst werden (Stichwort: TRIM).

Öffnet die Kommandozeile (Eingabe „cmd“ im Startmenü, Rechtsklick) als Administrator und führt folgenden Befehl aus

fsutil behavior set DisableDeleteNotify 0

Ihr solltet die Rückmeldung DisableDeleteNotify = 0 erhalten. Öffnet nun zur Kontrolle aus dem Windows Zubehör das Defragmentierungstool und prüft, ob in der Liste der Datenträger die SSD als Solid-State-Disk aufgeführt und die Defragmentieren-Funktion entsprechend deaktiviert ist. Das sollte für’s Erste reichen!

Bei wintotal.de findet ihr noch weitere Infos rund um das Thema Windows und die SSD.

Der Geschwindigkeitsunterschied sollte deutlich zu merken sein! Noch ein bisher nicht erwähnter Vorteil ist übrigens, dass die SSD gegenüber der Festplatte deutlich weniger empfindlich auf Erschütterungen reagiert. Solltet ihr noch Fragen oder Anregungen zu diesem Artikel haben, schreibt doch in die Kommentarspalte unten.

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Bildschirmflackern und -blitzen

Wie ich das Bildschirmflackern bei einem alten Laptop behoben habe.

Wenn der Bildschirm plötzlich anfängt zu flimmern, zu blitzen oder „Artefakte“ zu sehen sind, ist das normalerweise kein gutes Zeichen. Nachdem man eine Pause gemacht und ausgeschlossen hat, dass es an den eigenen Augen liegt (denn so sieht es das ArbSchG bzw. die BildscharbV §5 vor) stellt sich die Frage, hat der Computer einen Schaden? Ich hatte vor kurzem ein altes Dell Notebook von ca. 2011 vor mir, welches bereits direkt nach dem Einschalten immer wieder intermittierend weiß geblitzt hat. Gerade in einem solchen Ausmaß, dass man noch damit arbeiten konnte, es aber schon sehr irritierend für die Augen war. Es ist immer möglich, dass es an einem fehlerhaft installierten Grafikkarten-Treiber liegt, aber selbst eine saubere Neuinstallation brachte keine Besserung. Außerdem war da noch die Tatsache, dass das Flackern bereits direkt nach dem Einschalten, also noch vor dem tatsächlichen Booten von Windows auftrat. Das spricht in der Regel für einen technischen Defekt der Grafikeinheit oder Displays des Computers oder Laptops. Das kann zum Einen altersbedingt, aber auch durch Überhitzung der Hardware verursacht worden sein. Eine Reparatur lohnt sich bei so einem alten Gerät nicht, aber wenn man daran hängt und der Rechner flott läuft, möchte man sich auch nicht davon trennen, oder?

Es ist also ratsam, mit einem Belastungstest die Betriebstemperaturen zu überprüfen. Das geht zum Beispiel mit den kostenlosen Benchmarktool FurMark (für die Grafikeinheit) in Zusammenhang mit dem kostenlosen PC-Info Tool HWMonitor. Wie man dabei am besten vorgeht und welche Temperaturgrenzen gelten, habe ich in meinem Ratgeber Fehlerdiagnose unter Punkt VIII beschrieben.

In meinem Fall waren die Temperaturen des Notebooks unauffällig. Die Lüfter gereinigt und entstaubt habe ich trotzdem, aber das Problem blieb bestehen, was den Verdacht eines technischen Defektes erhärtete. Jetzt blieb eigentlich nur noch eine Sache, die ich bisher noch nicht in Betracht gezogen hatte, da das Flimmern sich nicht unmittelbar durch das Verändern der Bildschirmneigung (Bewegen der Scharniere) auslösen lies: Bei Notebooks führt das Display-Kabel normalerweise an den Scharnieren des Bildschirms vorbei. Es konnte also sein, dass sich durch das ständige Auf- und Zuklappen über die Jahre das Kabel gelöst haben oder beschädigt sein könnte. Es blieb also nichts anderes übrig, als das Notebook zu öffnen und den Anschluss zu prüfen.

Demontage

Mit einem handelsüblichen kleinen Schraubenzieher lässt sich so ein Laptop ohne weiteres in seine Einzelteile zerlegen. Zum Glück gibt es für viele Notebooks bereits Videoanleitungen zur Schritt für Schritt Demontage im Internet zu finden.

Nach der Entnahme des Akkus (ich hatte zuvor ein Backup gemacht!) begann ich zunächst, die rückseitigen Schrauben des Hauptgehäuses zu lösen. In der Regel lässt sich dadurch die Schale der Oberseite abnehmen, während hingegen die Hauptplatine auf der unteren Schalenhälfte mit weiteren Schrauben befestigt ist.

Unter der Tastatur und der oberen Abdeckung versteckt sich die Rückseite des Mainboards, hier mit einliegender Festplatte und DVD-Laufwerk. CPU und RAM sind von dieser Position nicht entnehmbar. (PS: Vor dem Schrauben immer vom Strom trennen! In diesem Bild hatte ich kurz gebootet um zu schauen, ob das Flimmern verschwunden ist)

Zuvor musste ich noch die Tastatur, welche durch einen Klickverschluss in der Oberseite des Gehäuses befestigt ist und den dazugehörigen Breitbandstecker lösen. Um die beiden Gehäusehälften gut trennen zu können hilft ein weiches Plastikwerkzeug mit einer flachen Kante, ähnlich einer Scheckkarte oder eines Schabers.

Bei manchen Notebooks befindet sich der Stecker des Displaykabels auf der in den Bildern nicht einsehbaren Seite des Mainboards, bei diesem Modell aber war es glücklicherweise an der Oberseite – oberhalb der Kühleinheit -befestigt und wand sich dann entlang der Scharnier-Abdeckung zum LCD-Display.

Gerade dieser Bereich des Kabels wird durch das ständige Auf- und Zuklappen am meisten belastet.

Nachdem ich das Kabel auf äußerliche Beschädigungen hin überprüft und keine Mängel festgestellt hatte, habe ich testweise den Stecker neu eingesteckt und das Kabel wieder ordentlich im Scharniergehäuse untergebracht. Anschließend im halb zusammengebauten Zustand eingeschaltet und siehe da – das unregelmäßige Flackern und Blitzen war verschwunden! Da ich zuvor die Bildfehler durch das Auf- und Zuklappen nicht erzwingen konnte, war ich zunächst nicht von dieser Ursache ausgegangen. Gleichzeitig war konnte ich nun auch ausschließen, dass die Hardware einen anderweitigen Defekt hatte. Bei der Gelegenheit habe ich gleich noch die Scharnierschrauben des Displays, welche sich an der selben Stelle befinden auf beiden Seiten nachgezogen und das Scharnier geschmiert. Bereits bei mehreren Notebooks (vor allem von HP) waren ausgeleierte oder ausgebrochene Displayscharniere (durch Schwergängigkeit) die erste Mangelerscheinung.

Für die meisten Notebook-Hersteller gibt es im Netz (ich schaute auf eBay) Ersatzteile zu kaufen. So fand ich zum Beispiel Displaykabel ab 9€, ganze LCD-Displays ab 100€ und Displayscharniere ab 10€. Da sollte sich man sich aber zuvor Gedanken machen, ob sie der Tausch noch lohnt.