Linux-Tagebuch #9 – Ubuntu 20.04 LTS Erste Schritte, Anpassungen

In dieser mehrteiligen Beitragsreihe versuche ich mich aus Sicht eines Windows PC-Nutzers dem Linux-Desktop als Betriebssystem zu nähern. Dabei möchte ich dieses als Linux-Anfänger selbst besser kennen lernen und zu verstehen versuchen. Zu Teil 1…

Bildquelle Header: pixabay / Pinguin Tux; by Larry Ewing, Simon Budig, Anja Gerwinski

Nach einigen Vorüberlegungen habe ich mir schließlich Ubuntu 20.04.1 LTS auf meinem Rechner aufgespielt. Das teilt sich den Speicherplatz von System-SSD und Daten-HDD gemeinsam mit Microsoft Windows 10. Mehr zur manuellen Partitionierung…

In diesem Beitrag erfahrt ihr, welche ersten Dinge ich nach der Installation von Ubuntu auf meinem Rechner getan habe und welche vielleicht auch für euch nützlich sein könnten.

Der erste Start

Das Laden von Ubuntu 20.04.1 LTS verläuft sehr flott. Nach dem Einschalten wird zunächst der neu installierte GRUB-Bootloader angezeigt, wo ich zwischen Ubuntu und Windows 10 wechseln kann. 10 Sekunden habe ich dazu Zeit, sonst wird automatisch Ubuntu gestartet.

Von dort bis zum geladenen Desktop sind es 11 Sekunden. Windows 10 benötigt dazu immerhin 23s, mehr als doppelt so lange. Dann müssen allerdings noch die Hintergrund-Anwendungen im Task-Tray starten (welche bei Ubuntu fehlen).

Läuft die Hardware?

Nun war für mich die spannende Frage, ob denn auch die periphere Hardware, die ganzen Geräte unter Ubuntu ebenso funktionieren, wie unter Microsoft Windows. Darüber habe ich mir vor der Installation bereits Gedanken gemacht.

Zunächst werfe ich einen Blick in die allgemeinen Einstellungen, unter „Info“ finde ich erste Details zu der ermittelten Hardware. Sieht schon einmal gut aus.

Dann wollte ich wissen, mit welchem Treiber meine AMD Vega Grafikkarte betrieben wird. Mit folgendem Befehl lasse ich mir die Grafikhardware samt verwendetem Treiber anzeigen [2]

lspci -nnk | grep -A3 "\[03..\]:" 

Für meine AMD Vega kommt also der amdgpu Treiber zum Einsatz. Wie ich dann erfahre, ist das der aktuelle quelloffene Treiber für AMD Grafikkarten (früher bzw. für ältere Karten gibt es den freien radeon Treiber). Als Alternative dazu gibt es einen proprietären amdgpu-pro Treiber von AMD (löst fglrx ab), aber dazu in einem anderen Beitrag mehr. NVIDIA-Nutzer müssen gegenfalls über die „Treiber“ Benutzeroberfläche (im Gnome Menü eingeben!) erst den proprietären NVIDIA-Treiber installieren, damit ihre Grafik-Beschleunigung richtig funktioniert.

In einem ersten Test scheint die Grafikkarte problemlos zu arbeiten. Die Benutzeroberfläche ist flott, HD Videos laufen flüssig. Die Lüftersteuerung funktioniert auch. Es gibt kein Screen-Tearing. AMD FreeSync wird übrigens auch unterstützt. [3]

Dann wollte ich wissen, ob der unser WLAN Drucker Canon Pixma MX495 erkannt wird. Unter Windows musste ja zunächst ein Treiber vom Hersteller installiert werden. Habe ihn angeschaltet, zu meiner Überraschung wurde er bereits wenige Sekunden später von Ubuntu automatisch erkannt und per Statusmeldung für „Bereit“ erklärt. Der Testdruck funktioniert, Scannen ebenfalls über die von Ubuntu mitgelieferte Scan-Anwendung. Ob das bei allen Druckern so reibungslos abgeht?

Ich habe neben dem Onboard-Audio meines Asus Mainboards noch eine ASUS Xonar Essence STX II Soundkarte verbaut. Diese funktioniert ebenfalls „out of the box“, was die Wiedergabe und Aufnahme angeht. Gelistet wird sie als „CMI8788 Oxygen HD Audio (Virtuoso 100 (…))“. Die Audio-Konfiguration im Detail oder die Surround-Ausgabe habe ich allerdings nicht getestet.

Die Zusatztasten und die RGB-Beleuchtung meiner Corsair Tastatur und Corsair Scimitar Pro Maus lassen sich so ohne weiteres nicht anpassen, dazu zu einem späteren Zeitpunkt mehr.

Ein kleines Manko bleibt die Unterstützung meines alten LG G35 Headsets. Klar, Ubuntu (Linux) ist da nur eingeschränkt verantwortlich, da die Surround-Soundausgabe über (Windows) Software emuliert wird, die unter Ubuntu natürlich nicht läuft. Aber der Klang ist so einfach nicht der selbe.

Der GNOME Desktop

Ubuntu Linux für Desktops ist in den letzten zwei Jahren deutlich flotter geworden, das liegt unter anderem an technischen Neuerungen im Kernel, aber auch an der optimierten Benutzeroberfläche („Desktop“) Gnome [1].

Ich finde es wichtig, sich mit der (neuen) Benutzeroberfläche auseinanderzusetzen, damit man das Betriebssystem sicher bedienen kann und flott vorankommt. Zunächst werfe ich dazu einen Blick in die Systemeinstellungen und kann dort schon einmal allgemeine Anpassungen, wie die Mausgeschwindigkeit, Klang oder die weitere Personalisierung anpassen. Der Dock [die Leiste links] ist mir für meinen Heim-Monitor zu groß, der Platz nicht effizient genutzt. Ich ändere dazu die Symbolgröße auf 42 (48) Punkte, schalte außerdem die autom. Bildschirmsperre aus.

Weitere Anpassungsmöglichkeiten

Viel mehr geben die Einstellungen nicht her. Etwas mehr Kontrolle, zum Beispiel über der Position der Fensterbuttons, erhält man mit dem Programm Gnome Tweaks, welches über das Software-Center bezogen werden kann und nach der Installation als „Optimierungen“ aufrufbar ist.

Mir persönlich sind die Fensteranimationen und Desktopeffekte zu langsam, Abhilfe dafür schafft die Erweiterung Impatience aus den Gnome Extensions. Über die verlinkte Projektwebseite kann das Plugin unkompliziert hinzugefügt werden, nachdem man im Firefox die Gnome-Shell Erweiterung installiert hat. Auch interessant sind meiner Meinung nach die Gnome Erweiterungen Removable Drive Menu (für USB-Datenträger), Sensors (Temperaturanzeige) und Sound Input & Output Device Chooser (wenn man mehrere Möglichkeiten hat).

Ich kann zwar die Helligkeit meines LCD-Monitors anpassen, mir fehlt allerdings ein Programm für Anpassung der Farbtemperatur am Abend, um die Augen zu schonen („Blaulichtfilter“). Dazu habe ich das Tool Redshift aus dem Software-Katalog geladen, welches das [wie unter Windows 10] automatisch aktiviert und über ein kleines Tray-Icon oben rechtssteuerbar ist.

Nützliche Tastenkürzel

Notwendig, damit man flott voran kommt. Die wichtigsten Hotkeys für die Bedienung von Gnome finden sich aufgelistet in den Einstellungen. Zwar kann man, wie unter Windows auch, flott mit Alt+Tab zwischen Anwendungen hin und her wechseln, da geht aber noch mehr. Ein kleiner Auszug:

  • [Win] (=Supertaste) für eine Übersicht über geöffnete Programme + Mausrad drehen um durch die Desktops durchzuschalten
  • [Win] + Direkte Eingabe um App zu finden/starten
  • [Win] + [Bild auf/ab] Desktops durchschalten
  • [Alt]+[Tab] zum Durchschalten von Anwendungen wie unter Windows
  • [Win] + [Pfeiltasten] für das Andocken der Fenster
  • [Win] + [A] Anwendungsmenü
  • [Strg] + [Alt] + [T] Terminal-Fenster öffnen

Vorgabeanwendungen

Bei der normalen Installation von Ubuntu werden eine ganze Reihe von bewährten Programmen mitgeliefert, welche im Alltag nützlich sind. LibreOffice und Mozilla Firefox dürften da noch das bekannteste Beispiel sein. Wagt man die komplette Umstellung auf Linux am PC, finde ich es sinnvoll sich mit diesen Programmen und ihrem Funktionsumfang vertraut zu machen. Die Vorgabeanwendungen werden in den Einstellungen aufgelistet…

Diese und weitere Programme finden sich im GNOME-Startmenü. Ich finde es außerdem hilfreich, dass der Datei-Explorer unter GNOME einfach nur „Files“ heißt. Mir hat noch ein einfaches Bildbearbeitungsprogramm zum schnellen Zuschneiden oder Markieren z.B. von Screenshots gefehlt, ich habe mir da GNU Paint aus dem Softwarekatalog geladen!

Browserprofil importieren

Eines der ersten Dinge, die ich unternommen habe: Mein aktuelles Mozilla Firefox Profil samt Logins und Passwörter von Windows zu Linux kopieren, damit ich direkt da weiter surfen kann, wo ich unter Windows aufgehört habe. Das ist denkbar einfach. Zunächst Firefox unter Ubuntu einmal starten. Der Benutzerordner befindet sich dann im /home Verzeichnis versteckt unter .mozilla. Dazu muss man zunächst verborgene Ordner anzeigen lassen.

Nun kann einfach der persönliche Profilordner aus

%appdata%\Mozilla\Firefox\Profiles\ (Windows) 

in /home/.firefox/ übernommen werden. Anschließend muss in der im selbigen Verzeichnis befindlichen Datei profiles.ini noch der gewünschte zu startende Profilname (Ordnername) hingefügt oder ersetzt werden. Ihr könnt die vorhanden Profile später in Firefox auch mit about:profiles prüfen.

Habes zwar nicht probiert, aber mit Google Chrome sollte es genau so funktionieren. Dazu muss zunächst Chromium (Open Source Variante) aus dem App Center geladen oder Google Chrome aus einer Drittquelle installiert werden [2]. Anschließend die Daten von

%LOCALAPPDATA%\Google\Chrome\User Data (Windows)

nach ~/.config/chromium/ oder ~/snap/chromium/ kopieren.

Froschgriffe unter Ubuntu

Ist mir zwar noch nicht so oft passiert, aber auch unter Ubuntu kann sich eine (Vollbild-)Anwendung mal aufhängen. Ich wollte an dieser Stelle noch erwähnen, dass der aus Windows gewohnte „Froschgriff“ mit [Strg] + [Alt] + [Entf] nicht funktioniert. Damit wird nämlich der Herunterfahren-Dialog eingeblendet.

Analog zum Task-Manager gibt es unter GNOME das Tool „Systemüberwachung“. Dort können die Rechnerressourcen sowie die aktuell laufenden Prozesse beobachtet und auch beendet werden.

Grundsätzlich sollte sich der Desktop bei einer eingefrorenen App mit der [Win] (=Super) Taste anzeigen lassen, dann springt GNOME nämlich in die Desktop-Übersicht.

Reagiert dagegen die Benutzeroberfläche aus irgendeinem Grund nicht mehr, kann diese (analog zum Explorer in Windows) neu gestartet werden, indem man mit der Tastenkombination [Alt] + [F2] den Ausführen-Dialog öffnet und „r“ eingibt.

Google ist dein Freund!

Eine gute Distribution lebt von ihrer Dokumentation. Im Internet findet ihr schnell weitere Tipps zur Einrichtung, Anleitungen oder Hilfestellung bei Problemen. Ihr könnt auch in einem Forum wie von ubuntuusers persönlich fragen.

Weiterführende Links…

Linux-Tagebuch #8 – Ubuntu: Die Installation Schritt für Schritt

In dieser mehrteiligen Beitragsreihe versuche ich mich aus Sicht eines Windows PC-Nutzers dem Linux-Desktop als Betriebssystem zu nähern. Dabei möchte ich dieses als Linux-Anfänger selbst besser kennen lernen und zu verstehen versuchen. Zu Teil 1…

Bildquelle Header: pixabay / Pinguin Tux; by Larry Ewing, Simon Budig, Anja Gerwinski

In diesem Beitrag erfahrt ihr, wie man Ubuntu Linux Schritt für Schritt auf einem Rechner installiert und anschließend einrichtet.

Heute, im 8. Linux-Tagebucheintrag bin ich soweit, dass ich Ubuntu tatsächlich auf meinem Rechner aufspiele. Zuvor habe ich mir unter anderem Gedanken über die Wahl der Linux-Distribution gemacht. Auch die Möglichkeiten, Ubuntu ohne Installation zu testen, habe ich angesprochen.

Datenträger vorbereiten

Zunächst wird ein Installationsmedium benötigt, damit wir das Setup starten können! Ich habe mir dazu das aktuelle Abbild (2,6 Gb) von Ubuntu 20.04.1 LTS von ubuntu.com heruntergeladen. Als Datenträger eignet sich ein herkömmlicher USB-Stick, aber eine DVD geht auch. Das Abbild (ISO) kann nicht „einfach so“ auf den Datenträger kopiert, sondern muss so eingerichtet werden, dass der Rechner beim Start von Diesem booten kann. Dazu habe ich das kostenlose Tool LinuxLive USB Creator benutzt, andere Programme können das aber auch. Das Erstellen den Setup-Sticks dauert einige Minuten. Am schnellsten geht es, wenn ihr einen USB 3.0 kompatiblen Datenträger am passenden Anschluss benutzt. Der Stick muss zunächst im FAT32 Dateisystem formatiert werden. Manchmal spuckt das Programm dabei eine Fehlermeldung aus, da der USB-Stick schon durch Windows in Benutzung sei. Der Fehler kann umgangen werden, indem ihr den USB-Stick davor selbst formatiert.

Datensicherung anlegen

Habt ihr auf dem Rechner, wo Ubuntu Linux installiert werden soll noch Microsoft Windows 10 oder ein anderes Betriebssystem installiert, solltet ihr unbedingt vorher eine Datensicherung machen. Auch dann, wenn ihr Linux neben Windows installieren wollt. Bei der Partitionierung kann immer mal etwas schief gehen, das Wiederherstellen der persönlichen Daten ist dann schwierig oder gar unmöglich! Dazu nehmt ihr einen externen Datenträger. Ich habe einen USB 3.0 Standadapter für 2.5-3″ SATA-Festplatten, wo ich mit dem Programm FreeFileSync regelmäßig Sicherungen mache. Ein einfacher USB-Stick tut es aber auch.

Wie ihr ein umfassendes Backup eurer Benutzerdaten samt Lizenzschlüssel usw. unter Windows macht, habe ich in diesem Beitrag beschrieben.

Setup starten

Um die Installation von Ubuntu zu starten, müsst ihr euren Rechner jetzt vom Installationsmedium booten lassen. Was zunächst recht simpel klingt, ist in der Realität bei aktuellen Notebooks und PCs oft etwas umständlicher.

Also, USB-Stick einstecken, Computer vollständig neustarten. Wenn anschließend das Setup von Ubuntu startet, könnt ihr den Rest dieses Abschnittes überspringen!

Wenn euer Gerät neuer als 2013 ist [Windows 8 vorinstalliert war] und/oder ein Notebook ist, wird euer System wahrscheinlich durch Secure Boot geschützt sein. Secure Boot ist eine Funktion, welche mit der zeitgemäßen UEFI Firmware eingeführt wurde und verhindern soll, dass Malware sich schon vor dem eigentlichen Windows-Start [die Infos, welche vor dem Windows Logo auf dem Bildschirm erscheinen] ins System einnistet [3]. Die technischen Details sind eigentlich nicht so wichtig, die Tatsache spielt aber hier eine Rolle, da sich dann unter Umständen die Installation vom USB-Stick (oder DVD) nicht starten lässt. Der Rechner schaut dann sozusagen direkt auf die Festplatte und ignoriert andere Optionen. Gewusst wie, lässt sich das Problem zum Glück einfach umgehen:

Direkt nach dem Einschalten eures Gerätes werden für einen kurzen Augenblick Details des Herstellers oder zum System angezeigt. Wenn ihr genau hinschaut, werdet ihr irgendwo einen Hinweis „Press xxx zu enter SETUP…“ erkennen können. Sollte dies nicht der Fall sein, probiert es einfach mit den Tasten F2, F11 oder Entf, drückt die Taste zügig bevor das Windows-Logo erscheint, bis ihr im UEFI oder BIOS Setup eures Gerätes angelangt seid.

Eine genaue Beschreibung wird hier schwierig, da sich die Oberfläche von Hersteller zu Hersteller unterscheidet! Manchmal lässt sich jetzt direkt wählen, von wo gebootet werden soll (der USB-Stick!). Diese Option habe ich genutzt. Ansonsten: Findet und deaktiviert (disabled) die Option „Secure Boot“ bzw. „Sicherer Systemstart“. Anschließend sucht ihr den Menüpunkt „Boot Option“ bzw. „Startreihenfolge“, stellt dort sicher, dass in der Liste [UEFI] USB* über dem Windows-Datenträger [UEFI] *Name des Festplattenherstellers* HHD/SSD steht. Über das Menü oder mit F10 die Änderungen speichern und den Rechner neustarten. Sollte es aus irgendeinem Grund danach zu Problemen kommen, könnt ihr über selbiges Menü mit „load default settings“ die vorherigen Einstellungen wiederherstellen.

Die ersten Schritte

Habt ihr es ins Setup geschafft, wählt ihr zunächst die Sprache und das Tastaturlayout. Ihr könnt dann wählen, ob ihr Ubuntu mit den standardmäßig mitgelieferten Softwarepaketen (wie LibreOffice, Rythmbox und Shotwell) oder als Minimalinstallation nur mit Webbrowser installieren wollt.

Bei vorhandener Internetverbindung (WLAN kann oben rechts über das Wifi-Symbol verbunden werden) können ein Teil der bisher erschienenen Systemaktualisierungen bereits während der Installation heruntergeladen werden, das spart Zeit.

Wählt am besten auch die zusätzliche Software von Drittanbietern zur Installation aus. Sie enthält teilweise nicht quelloffene (restricted) Software, die für manche Hardwarekomponenten benötigt wird, damit diese richtig funktionieren. Typischerweise sind Ethernet-Chips betroffen. Ubuntu lässt euch hier die Wahl, damit ihr entscheiden könnt ob ihr euer System rein mit Open Source Software ausstatten wollt (diese Frage hängt auch mit der Softwarephilosophie der gewählten Linux-Distribution zusammen, siehe hier). Wenn ihr allerdings (und das trifft auch in meinem Fall zu) noch nicht so viel Ahnung habt von Linux und auch nicht sicher seit, wie eure Hardware mit Ubuntu laufen wird, installiert das Paket lieber mit. Es kann später immer noch entfernt werden, wird es nicht benötigt.

Partitionierungsoptionen

Nun müsst ihr euch Gedanken machen, wie ihr Ubuntu auf eurem Rechner haben wollt.

Soll Ubuntu das einzige Betriebssystem sein, klick ihr einfach auf „Festplatte löschen“ und fahrt mit der Installation fort. Das Setup erledigt dann das Anlegen der Partitionen und das Formatieren für euch. Möchtet ihr die Partitionierung eures Datenträgers selbst in die Hand nehmen, wählt ihr „Etwas anderes“. Welche Vorteile die manuelle Partitionierung mit sich bringt und wie das geht, habe ich hier beschrieben!

Es ist allerdings auch möglich Ubuntu Linux neben einer bestehenden (Windows) Installation einzurichten. Bei dieser „Dual Boot“ Methode kann dann beim Einschalten des Rechners gewählt werden, welche Betriebssystem gestartet werden soll. Wenn ihr euch noch nicht ganz sicher seit, ob ihr auf Dauer mit Linux zurechtkommen werdet, oder ihr Windows einfach noch für bestimmte Programme oder Spiele braucht, ist das vielleicht die richtige Wahl für euch. Auch hier bietet das Setup die Möglichkeit den Schritt automatisch zur erledigen, oder ihr nehmt die Sache lieber selbst in die Hand. Dabei gibt es allerdings einige Dinge zu beachten. So geht die Dual-Boot Partitionierung!

Ich habe in meinem Rechner die gängige Konstellation einer System-SSD sowie einer großen Daten-Festplatte. Bei der manuellen Partitionierung (siehe Link oben!) ist es auch möglich, die Linux-Partitionen auf beide Datenträger zu verteilen. Dadurch profitiert ihr, wie auch unter Windows, vom Geschwindigkeitsvorteil der SSD, ohne diese unnötig stark zu belasten. Ich habe auf der SSD die Windows-Partition zunächst verkleinert, dort dann die /boot (optional) und Wurzelpartition (/) angelegt. Bei der Festplatte habe ich ebenfalls die vorhandene Daten-Partition verkleinert und mir dann dort die Partitionen für Benutzerdaten /home) und Auslagerung (/swap) angelegt.

Abschluss der Installation

Habt ihr euch für eine Installationsart entschieden und die Partitionierung bestätigt, startet der Kopiervorgang. Währenddessen könnt ihr die Einrichtung des Betriebssystems abschließen. Entscheidet euch für einen Benutzernamen und überlegt, ob ihr bei jedem Systemstart das Passwort eintippen wollt, oder ob das automatisch geschehen soll (Wenn der Rechner sowieso nur Zuhause steht!?).

Das Kopieren der Systemdateien dauert je nach Rechnerleistung und Installationsmethode ca. 5-20 Minuten. Nach Abschluss der Installation entfernt ihr den Setup-Datenträger vom PC und startet den Rechner neu.

Der erste Start

Falls ihr euch für die Dual-Boot Option entschieden habt, solltet ihr nun den Auswahlbildschirm des GRUB Bootloaders (s. Bild) sehen. Ansonsten landet ihr direkt bei der Benutzeranmeldung bzw. auf dem Desktop und könnt dort erste Einstellungen zur Privatsphäre vornehmen. Das wäre geschafft!

Bei meinem Rechner dauerte das Kopieren der Installationsdaten über USB keine drei Minuten. Windows 10 wird im GRUB-Menü als „Windows Boot Loader“ gelistet. Bei mir hat alles wie beschrieben funktioniert, beide Betriebssysteme lassen sich fehlerfrei starten.

Im nächsten Beitrag werde ich mich mit den ersten Schritten nach der Neuinstallation von Ubuntu sowie der Systemkonfiguration beschäftigen.

Weiterführende Links

Offizielle Ubuntu Installationsanleitung von Canonical (EN)

Ausführliche Installationsanleitung im ubuntuusers Wiki (DE)

How to Install Ubuntu Linux in the Simplest Possible Way – ITSFOSS (EN)

Linux-Tagebuch #7 – Installation: Dual-Boot Linux und Windows

In dieser mehrteiligen Beitragsreihe versuche ich mich aus Sicht eines Windows PC-Nutzers dem Linux-Desktop als Betriebssystem zu nähern. Dabei möchte ich dieses als Linux-Anfänger selbst besser kennen lernen und zu verstehen versuchen. Zu Teil 1…

Bildquelle Header: pixabay / Pinguin Tux; by Larry Ewing, Simon Budig, Anja Gerwinski

In diesem Beitrag möchte ich über das Dual-Boot-Verfahren sprechen, bei der eine Linux-Distribution neben Microsoft Windows installiert wird.

Im letzten Tagebuch-Eintrag habe ich von den Vorteilen der manuellen Partitionierung des Datenträgers während der Installation von Ubuntu (20.04) Linux berichtet. Grundsätzlich geht es hier auch wieder um die Partitionierung des Rechners, was sich an den letzten Beitrag anschließt.

Ubuntu 20.04 und Windows 10 auf einem Rechner und beim Start auswählen, was man gerade benötigt? Kein Problem! Bei den vielen vorhandenen Möglichkeiten, GNU/Linux als Betriebssystem im Alltag auf dem eigenen Rechner zu testen, ist die Dual-Boot Variante wohl die Mutigste von allen. Wer sich zunächst einen Überblick über eine der unzähligen Distribution verschaffen möchte, sollte sich vielleicht zunächst die Möglichkeit anschauen, Linux sicher in einer virtuellen Maschine oder von einem USB-Stick „to go“ zu testen.

Welche Argumente sprechen für eine Dual-Boot-Lösung?
  • Ihr habt Linux bereits von einem Live-System getestet. Dort konntet ihr allerdings nicht alles ausprobieren und würdet gerne sehen, wie sich das Betriebssystem auf eurem Rechner im Alltag bewährt.
  • Ihr habt eine veraltete Windows-Installation [z.B. Windows XP, Vista oder 7] , welche ihr noch gelegentlich benötigt, aber ihr nicht kostenpflichtig aktualisieren wollt. Linux ist kostenlos, sicher und aktuell!
  • Ihr seit auf eine Windows Anwendung angewiesen, die partout nicht unter Linux laufen will. Zwar lassen sich viele Programme mit einigen Tricks trotzdem nutzen, den Fall gibt es aber sicher trotzdem.

Ihr solltet euch Dual Boot zweimal überlegen, wenn die Speicherkapazität eures Datenträgers gering ist, da ihr diesen dann ja aufteilen werdet. Hinzu kommt, dass das Verkleinern einer bestehenden Datenpartition fehleranfällig und das Rückgängigmachen dieser Aktion ohne eine komplette Neuinstallation beider Betriebssysteme zum Teil sehr umständlich sein kann.

Vorbereitung unter Windows

Bei der Parallelinstallation von Linux und Windows gibt es einige Dinge zu beachten. Ihr solltet euch daher folgenden Abschnitt aufmerksam durchlesen.

Unter anderem wird dringend empfohlen, den Windows NTFS-Datenträger vor der Installation zu defragmentieren. [1] Das führt dazu, dass quer auf der Festplatte verteilte Datenfragmente auf den „vorderen“ Teil des Datenträgers eingeordnet werden. So kann die Datenpartition später dann sicherer aufgeteilt werden. Es wird zudem empfohlen, nicht das integrierte Windows Defragmentierungstool zu verwenden, da dieses nicht gründlich genug arbeite. Am besten beginnt ihr mit einer Datensicherung und räumt den Rechner etwas auf, um den Prozess zu beschleunigen.

Außerdem solltet ihr die Windows 10 Features Fast Boot und Hibernation deaktivieren. Das verhindert, dass bei einem Neustart von Windows und dem Wechsel zum anderen Betriebssystem Daten im Arbeitsspeicher verbleiben können und es dann zu einem Datenverlust kommt. [2] Zu finden in der alten Systemsteuerung (Startmenü „control“) unter

Systemsteuerung\System und Sicherheit\Energieoptionen\Auswählen, was beim Drücken des Netzschalters passieren soll

Dort den Haken bei „Schnellstart aktiviert“ und „Ruhezustand“ entfernen und die Einstellungen übernehmen. Bei einer SSD ist der Geschwindigkeitsunterschied sowieso kaum zu bemerken!

Wie schaut’s bei einer SSD oder mehreren Datenträgern aus? Grundsätzlich ist es so, dass der Linux Bootloader [7] den von Windows ersetzt [zur Auswahl der auf dem Rechner befindlichen startfähigen Betriebssysteme]. Bedeutet, GRUB [8] muss zwangsläufig unter C: installiert werden. Wo sich dann später Ubuntu befindet, ist im Prinzip egal. Theoretisch kann also Windows auf der SSD verbleiben, während Ubuntu auf der zweiten Festplatte landet.

Dass man SSDs nicht defragmentieren soll, müsste ja inzwischen bekannt sein. Windows 10 erlaubt es auch gar nicht. Ob eine einmalige Defragmentierung allerdings für das Verkleinern einer Datenpartition auf der SSD trotzdem sinnvoll ist, um fragmentierte Daten zusammenzuführen, ist mir nicht klar. Darauf habe ich keine eindeutige Antwort im Netz gefunden [2] [3]. Ein Beitrag auf superuser.com legt mir aber nahe, dass es sinnvoll sein könnte. [10] Unabhängig von Zugriffszeiten sollte sich meinem Verständnis nach eine NTFS-Datenpartition „Dateisystem-technisch“ identisch wie auf einer konventionellen Festplatte verhalten, weshalb ich vorsichtshalber defragmentieren würde.

Der erste Schritt bei der Installation besteht darin, die bestehende Windows-Partition zu verkleinern, um Platz für Linux zu schaffen [ausgehend davon, das Linux auf dem selben Datenträger installiert wird]. Wie ihr im nächsten Abschnitt lesen könnt, macht das Setup von Ubuntu dies auf Wunsch automatisch. Ich habe bei meinen Installationen bisher nie Probleme mit diesem Schritt gehabt. Dennoch wird im ubuntuusers Wiki empfohlen, das Verkleinern der Partition nicht im Ubuntu-Setup [4], sondern innerhalb von Windows vorzunehmen [2]. Das kann mit der integrierten Windows Datenträgerverwaltung (über das Startmenü) oder einem anderen Partitionierungswerkzeug erledigt werden. Mehr dazu im Abschnitt „Manuelle Einrichtung“ weiter unten!

Automatische Partitionierung des Setups (schnell)

Das Setup von Ubuntu (20.04) bietet wie auch die Vorgänger bereits eine automatische Dual-Boot Partitionierung während der Installation an.

○ Ubuntu neben Windows 10 installieren.

Voraussetzung dafür ist, dass die entsprechende Windows-Version korrekt auf dem Rechner installiert ist und vom Setup erkannt wird. Wählt man die Option „Ubuntu neben Windows 10 installieren“ wird nun der Datenträger symbolisch dargestellt und die Speicherplatzverteilung kann mit einem einfachen Schieberegler den Wünschen entsprechend angepasst werden [ausgehend davon, dass die Windows-Partition den gesamten Datenträger beansprucht und kein freier, nicht zugeordneter Speicherplatz vorhanden ist].

Änderungen werden erst am Datenträger vorgenommen, wenn ihr nach einem Klick auf „Jetzt installieren“ noch einmal bestätigt. Das Verkleinern der Windows-Partition kann je nach Größe einige Sekunden bis Minuten in Anspruch nehmen, währenddessen passiert nichts. Etwas Geduld!

Manuelle Einrichtung (erweitert)

Welche Vorteile die manuelle Partitionierung bei der Installation von Ubuntu Linux bietet, habe ich im vorherigen Tagebucheintrag beschrieben!

○ Etwas anderes.

Wählt man im oben gezeigten Dialog das „Partitionierungswerkzeug“ oder im Schritt davor bereits die Option „Etwas anderes“, können die Partitionen von Hand bearbeitet und eingepflegt werden.

Entweder ihr habt die defragmentierte Windows-Partition bereits unter Windows verkleinert („shrink“) oder ihr macht das jetzt im Setup. Nun habt ihr „freien Speicherplatz“ [der keiner Partition zugeordnet ist] und könnt mit dem „+“ neue Partitionen nach euren Wünschen anlegen. Unter Ubuntu 20.04 müssen lediglich die Wurzelpartition „/“ (auch root genannt) sowie die /home Partition für die Benutzerdaten angelegt werden, der Rest ist optional. Je nach Systemprofil, also altes BIOS oder UEFI, gewünschte Verschlüsselung können aber noch Partitionen dazukommen. Welche Partitionen und in welcher Größe ihr anlegen solltet, habe ich in diesem Beitrag beschrieben. Ihr könnt euch auch den Artikel im Wiki von ubuntuusers zur manuellen Partitionierung anschauen. [9]

Tipp: 100Gb verfügbarer Speicherplatz entspricht einer Partitionsgröße von 102400 Mb!

Ihr könnt maximal 4 primäre Partitionen auf einem Datenträger haben. Habt ihr keine Auswahl mehr, solltet ihr eine logische Partition erstellen. Diese sind den Primären untergeordnet, was aber für die Installation meines Wissens keine Rolle spielt. [5] [6]

Wurde die Installation erfolgreich beendet, taucht nun beim nächsten Start des Rechners das Auswahlmenü des neu installierten GRUB-Bootloaders auf, wo ihr das gewünschte Betriebssystem wählen könnt. Geschafft!

Unter Ubuntu könnt ihr zum Beispiel mit dem Partitionierungswerkzeug gparted (über den Software-Katalog) eure neue Einteilung überprüfen oder später noch einem der Betriebssysteme mehr Speicherplatz zuteilen!

Es kann sein, dass beim nächsten Windows-Start eine automatische Datenträgerüberprüfung (chkdsk) gestartet wird. Diese muss nicht unbedingt durchgeführt werden, Windows hat einfach eine Veränderung am lokalen Datenträger erkannt.

Wie man GRUB noch weiter anpassen kann (Timeout, vorausgewählter Eintrag usw.) erfahrt ihr in einem kommenden Beitrag.

Ihr wollt das Ganze wieder rückgängig machen? Grundsätzlich ist das problemlos möglich. Dazu müssen die Linux-Partitionen wieder von der Festplatte gelöscht und der Windows Bootloader neu geschrieben werden, was allerdings mit einigem Aufwand verbunden ist. Ich habe in einem älteren Beitrag von 2011/14 bereits darüber berichtet (unter Ubuntu 12.04 LTS und Legacy BIOS), werde aber in Zukunft noch einmal darauf zurückkommen.

Linux-Tagebuch #6 – Manuelle Partitionierung des Datenträgers (Installation)

In dieser mehrteiligen Beitragsreihe versuche ich mich aus Sicht eines Windows PC-Nutzers dem Linux-Desktop als Betriebssystem zu nähern. Dabei möchte ich dieses als Linux-Anfänger selbst besser kennen lernen und zu verstehen versuchen. Zu Teil 1…

Nun stehe ich kurz vor der Installation meines GNU/Linux-Systems und möchte an dieser Stelle noch die Möglichkeit der manuellen Partitionierung des System-Datenträgers ansprechen.

Wer schon einmal Microsoft Windows neu aufgespielt hat, kennt diesen Arbeitsschritt bereits, denn unter Windows ist es nicht anders. Meistens bleibt es aber bei dem bekannten „Lokalen Datenträger C“, weitere notwendige Systempartitionen werden vom Setup automatisch erzeugt. Das Dateisystemformat ist hier „NTFS“.

Schema aus Windows 10: Datenträger 0 (C:) mit Boot- und Recovery-Partition, der Rest sind System- und Nutzerdaten.

In der Regel gibt es auch während der Installation von Linux einen Bildschirm, wo die Einteilung des Datenträgers vorgenommen wird, bei den meisten Distributionen ist der Dialog identisch. Auch bei der Installation von Ubuntu (und den meisten anderen Distributionen) können die Partitionen mit einem Klick automatisch angelegt werden. Hier ist das Dateisystemformat bei Ubuntu aktuell „ext4“ (Unterschiede der Dateisysteme).

Automatische Partitionierung des Setups

Nachdem man die Installation beispielsweise über einen USB-Speicherstick gestartet hat, begegnet einem der folgende Dialog bereits nach wenigen Klicks. Wählt man einfach „Festplatte löschen“ und überlässt die Partitionierung dem Setup, sieht das beispielsweise bei einem Datenträger ca. 100 Gb so aus (dargestellt mit VirtualBox).

Wie ihr letzten Screenshot seht, hat das Setup lediglich eine UEFI Boot-Partition (0,5 Gb) sowie das Wurzelverzeichnis (99,5 Gb) angelegt. Die Benutzerdaten scheint sich mit den Systemdaten ebenfalls auf „/“ zu befinden. Weitere Informationen zur Verzeichnis-Struktur unter Ubuntu…

Vorteile gegenüber der Schnelleinrichtung

Nach einiger Recherche scheint mir grundsätzlich die automatische Aufteilung für Unerfahrene vollkommen ausreichend, zumindest hatte ich in der Vergangenheit damit keine Probleme. Für die manuelle Partitionierung gibt es darüber hinaus folgende Argumente:

  • Manchmal ist die automatische Aufteilung der Partitionsgrößen auf den verfügbaren Speicherplatz nicht „optimal“ im Sinne des Systems. [1]
  • Ihr könnt das Benutzerverzeichnis (/home) getrennt in eine eigene Partition legen.
  • Bei mehreren Datenträgern können die Benutzerdaten (/home) auf einem anderen Datenträger abgelegt werden.
  • Hat der Rechner weniger Arbeitsspeicher, kann eine swap-Partition angelegt werden, damit das Suspend-to-Disk Funktion genutzt werden kann (analog zur Auslagerungsdatei und dem Ruhezustand unter Windows).
  • Einrichtung eines Dual-Boot-Szenarios (Windows Partition verkleinern etc). Auch das kann das Setup automatisch, darauf komme ich aber in einem kommenden Beitrag zurück.
  • Ihr könnt eine zusätzliche NTFS-Datenpartition anlegen, welche von Linux und Windows gemeinsam benutzt werden soll (diese muss später dann noch eingebunden werden). [2]

Partitionen selber einrichten

Werfen wir also einmal einen Blick auf den erweiterten Partitionierungsdialog von Ubuntu 20.04. Hier können, ähnlich der Laufwerksverwaltung von Microsoft’s Windows neue Partitionen mit einem einfachen Klick erstellt werden.

Wie im Bild zu erkennen ist, bietet das Setup im Drop-Down-Menü Einbindungspunkt schon die wichtigen Partitionsbezeichnungen als Vorlage an. Ist die Festplatte noch komplett leer oder soll komplett gelöscht werden (also auch kein Windows installiert), muss zunächst eine neue Partitionstabelle erstellt werden. Achtung: Während die neue Einteilung zunächst geplant und erst zum Schluss auf die Festplatte geschrieben wird, wird die neue Partitionstabelle sofort übernommen. An die Datensicherung denken! Wollt ihr nun eine /boot – Partition einrichten, sollte diese logischerweise „am Anfang dieses Bereichs“ [des leeren Datenträgers] erstellt werden.

Die Wurzelpartition „/“ (root) sowie das Benutzerdatenverzeichnis „/home“ müssen angelegt werden. Einige Partitionen sind optional, hier kommt es z.B. darauf an, ob das System verschlüsselt werden soll und ob ihr über ein BIOS oder UEFI-Startsystem bootet. Ich wollte an diesem Punkt eigentlich die einzelnen Partitionen beschreiben, habe dann aber gemerkt, dass das Ganze zu sehr ins Detail geht und ich nicht die nötige Erfahrung habe. An dieser Stelle möchte ich auf die zahlreichen anderen Partitionierungs-Anleitungen im Internet verweisen. Im Wiki von Ubuntuusers gibt es eine gute, bebilderte Anleitung zu den verschiedenen Partitionen und den Schritten zur Einrichtung.

Ein weiterer wichtiger Punkt gegenüber der automatischen Einrichtung ist, wie viel Speicherplatz man den Partitionen zuweist. Hier bin ich auf einen sehr hilfreichen Artikel bei pinguin.gws2.de gestoßen. Ein Dankeschön an die Nutzer HelpDesk und Sharky, welche mich auf dieser Seite bei der Planung der Partitionierung beraten haben! Dort wird unter anderem empfohlen, der Wurzelpartition ca. 45% des verfügbaren Speicherplatzes einzuräumen, hinzu kommen 1024 Mb für /boot (falls vorhanden). Soll die Suspend-To-Disk Funktion nutzbar sein, beträgt die Formel für die inzwischen optionale swap-Partition 1 GB + RAM-Kapazität. Der Rest kann für die Benutzerdaten /home verwendet werden.

Ubuntu auf mehrere Datenträger installieren

Viele User haben in ihrem Rechner inzwischen eine Doppel-Lösung mit schnellem SSD Flash-Speicher für das Betriebssystem und täglich benutzte Anwendungen sowie einer großen konventionellen Festplatte als Datenspeicher. Auch bei mir ist das der Fall, ich habe eine 250 Gb SSD sowie eine 2 Tb HDD verbaut.

Weitere Informationen über Datenträger unter Linux.

Jetzt tut sich natürlich die Frage auf, kann man die Partitionen auch einfach auf mehrere Datenträger aufteilen? Ja, das geht. Über den oben gezeigten Partitionierungsdialog während der Installation kann das Ganze vorgenommen werden. Grundsätzlich habt ihr bei der Einteilung freie Wahl. Ich habe dazu etwas im Netz recherchiert und möchte euch drei verschiedene Varianten der Partitionierung mit mehreren Datenträgern vorstellen:

  1. Linux komplett auf der System-SSD installieren, das eigentliche /home Verzeichnis verbleibt im /root Verzeichnis. So werden auch die Benutzereinstellungen auf der SSD abgelegt. Auf der Daten-HDD erstellt ihr dann zusätzliche Daten-Partition(en), wo dann später die persönlichen Daten abgelegt werden. [3] Die Verzeichnisse werden dann mit mit dem eigentliche /home Ordner verlinkt, so dass man direkt über diesen Zugriff hat. [4] Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Daten unabhängig von der Linux (oder Windows) Installation gespeichert sind, was einen einfacheren Zugriff von einem anderen Betriebssystem ermöglicht.
  2. Der wahrscheinlich unkomplizierteste Weg. Mit dem Editor wird die /home Partition auf der Daten-HDD erstellt. Die restlichen Systempartitionen verbleiben auf der SSD. ([5] Kommentar von Sharky)
  3. Auf StackExchange fand ich noch den Vorschlag, alle Partitionen je nach Anforderungen an die Zugriffsgeschwindigkeit des Datenträgers individuell zu verteilen. [6] Das Wurzelverzeichnis, /usr und /lib auf die SSD verteilen (System- und Anwendungsdaten). Die Verzeichnisse /var und /tmp mit hohem „Datendurchfluss“ zugunsten der SSD-Lebensdauer gemeinsam mit der /home und ggf. swap Partition auf die HDD verschieben.

Bitte beachtet, dass ich die einzelnen Vorschläge (noch) nicht persönlich getestet habe. Ich werde mich im nächsten Linux-Beitrag noch mit dem Spezialfall Dual-Boot Linux und Windows beschäftigen, bevor ich die Installation bei meinem eigenen Rechner vornehmen werde. Mir kommt persönlich die zweite Partitionierungsoption am praktischsten vor.

Linux wieder von der Festplatte löschen (Dual Boot)

512px-TuxLinux ist schnell auf der Platte. Das ist in den meisten Fällen kein Problem. Nur was, wenn man Linux parallel neben Windows installiert hat, dies jetzt aber nicht mehr benötigt oder die Installation beschädigt ist? Wie entfernt man Linux wieder? Wie bekommt man den Speicherplatz für Windows zurück, ohne das System komplett neu aufzusetzen?

Dazu gibt es mehrere Lösungsansätze. Hier ist einer davon. (Bild: Pinguin Tux; by Larry Ewing, Simon Budig, Anja Gerwinski)

Was wird benötigt?

  • Eine funktionsfähige Linux-Live-CD (z.B. von Ubuntu, openSuSE, Fedora)
  • Die entsprechende Windows Setup-CD (ich habe es bisher nur unter XP, Vista und Windows 7 testen können!)
  • Einen externen Datenträger für das Backup eurer Daten

Schritt 1: Persönlichen Daten auf einem externen Datenträger sichern

  • USB-Sticks, externe Festplatten oder DVDs sind dazu gut geeignet

Vor dem Eingriff solltet ihr ein Backup aller eurer wichtigen Daten machen, da in der Partitionstabelle sowie im Bootsektor geschrieben wird und auch mal etwas schief gehen kann. Im schlimmsten Falle kann man nicht mehr auf die Daten zugreifen, wenn die Partitionstabelle beschädigt ist. Für direkte oder auch indirekte Schäden übernehme ich keine Haftung!

Schritt 2: Von der Linux Live-CD/DVD booten

  • Startet das Partitionierungstool gparted (ist bei der Ubuntu Live-CD schon vorinstalliert)
  • Die folgenden Schritte entfernt Linux von der Platte – beachtet, dass alle Änderung erst am Schluss geschrieben werden!
  • Dort löscht ihr nun die von Linux angelegten Partitionen (Swap-Partitionen müssen unter Umständen erst ausgehängt werden, was mit einem Rechtsklick erledigt werden kann!)gpart. Das Dateisystem von Windows ist fat32/ntfs, Linux benutzt andere.
  • Nun könnt ihr mit dem frei gewordenen Speicher eure Windows Partition vergrößern. Beachtet dabei, nicht die Auslagerungspartition (bei Windows 7), die wichtige Informationen zum Bootvorgang enthält, zu verändern (erkennbar an der geringen Größe)!
  • Zum Abschluss auf Übernehmen klicken, damit die Änderungen auch tatsächlich durchgeführt werden!
  • Startet nun den Computer neu und entfernt die Live-CD, wenn ihr dazu aufgefordert werdet.
  • Linux ist nun entfernt, Windows wird aber noch nicht starten, da Grub teilweise noch vorhanden ist und ein Start von Windows verhindert. Wir müssen also den Bootsektor neu schreiben.

Schritt 3: Von der Windows Setup-CD/DVD booten

  • Startet nun die Wiederherstellungskonsole (cmd). Diese erreicht ihr in Windows 7 durch einen Klick auf Reparaturoptionen gleich zu Beginn der Installation. Unter Windows XP verfolgt ihr die Installation einen Schritt, bis ihr gefragt werdet, ob ihr die bestehende Windows Installation reparieren wollt. Drückt „R“. Nun seid ihr in der Wiederherstellungskonsole.whsjk
  •  Bei Windows 7 gebt ihr nun folgende Befehle ein: bootrec.exe /fixmbr sowie bootrec.exe /fixboot und wartet jeweils auf eine Bestätigung.
  • Bei Windows XP gebt ihr fixmbr sowie fixboot c: ein (wobei c: hier eurer Windows Systempartition entspricht).
  • Startet den Computer neu und entfernt die Windows Setup-CD.

Windows sollte nun wie gewohnt starten. Wahrscheinlich werdet ihr anschließend von der Datenträgerüberprüfung chkdsk aufgefordert, die Partition auf Fehler zu überprüfen, was ihr aber ruhigen Gewissens geschehen lassen könnt. Das Überprüfen nimmt je nach Datenspeichergröße etwas Zeit in Anspruch.

Der Artikel erscheint in überarbeiteter Version, Original veröffentlicht von mir auf pchilfe.org am Dienstag, 16. August 2011.