
Jeder kennt sie, viele nutzen sie: Tools zur Beseitigung von überflüssigen Dateien auf dem Computer, auch Junk-Files oder liebevoll Datenmüll genannt. Die klassische „Datenträgerbereinigung“ gibt es ja schon seit Windows 95. Seitdem hat es viele Programme gegeben, welche dem Nutzer eine Beschleunigung des PCs durch das Löschen dieser Daten versprochen haben. Auch wenn durch die zunehmende Rechenleistung, die Verbreitung von größeren Datenträgern und schnellen SSD-Speichern in Heim-PCs diese Programme etwas an Bedeutung verloren haben, sind sie noch immer präsent und können auch bei einem modernen PC noch für einen zügigeren Systemstart und mehr Speicherplatz sorgen.
Lange Zeit habe ich den bewährten Klassiker CCleaner verwendet, bis dieser aufgrund des Verhaltens seines Entwicklers Piriform etwas in Verruf geraten ist. [1] [2] Alternativen scheint es offenbar ja wie Sand am Meer zu geben, so dass ich in letzter Zeit oft zwischen Programmen hin- und hergependelt bin.
Jetzt wollte ich einfach mal wissen, wo die Unterschiede liegen und welches Programm bei mir den meisten Speicherplatz freiräumt!
Nach etwas Recherche im Netz habe ich mir die populärsten kostenlosen Tools heruntergeladen und ausprobiert. Während die Grundfunktion der Programme – das Löschen von Junkdateien – überwiegend identisch ist, gibt es größere Unterschiede beim weiteren Funktionsumfang, der Bedienung und den Konfigurationsmöglichkeiten. cleanmgr+ ist eine relativ neue Software, welche sich als Erweiterung der in Windows integrierten Datenträgerbereinigung (cleanmgr) sieht, die wohl nicht mehr weiterentwickelt wird. [3] Sowohl für den CCleaner (als CCEnhancer) als auch für BleachBit gibt es Community-basierte Regeln in Form einer quelloffenen winapp2.ini [4], mit der 1000+ weitere Programme bereinigt werden können. Hier die Links zu der entsprechenden Software…
In einer Tabelle habe ich den für mich interessanten Funktionsumfang zwischen den verschiedenen Programmen verglichen. Die Spalte System bezeichnet hier die Basisfunktion: Löschen von temporären Dateien, Papierkorb, Thumbnails usw., Browserspuren bezieht sich auf das Löschen von Cache, Verlauf usw. verschiedener Browser (außer IE). Außerdem habe ich berücksichtigt, ob das Tool überflüssige Dateien weiterer Programme erkennt, fehlerhafte oder verwaiste Registry-Einträge findet* und das sichere Löschen von Dateien oder freiem Speicherplatz unterstützt.

*Der Nutzen von Registry Cleanern ist umstritten. [5] **benutzt habe ich den integrierten Drive Cleaner u. Internet Cleaner von Ashampoo UnInstaller 8, welches ich besitze. Die Funktion scheint identisch zu sein mit der aus dem kostenlosen Ashampoo WinOptimizer FREE.
Bei einigen der Programme geht der Funktionsumfang weit über den für mich interessanten Teil der Datenträgerbereinigung hinaus. So bieten die Programme Wise Disk Cleaner, Clean Master, Glary Utilities und IOBit Advanced SystemCare noch weitere Features zum Thema Betriebssystem-Tuning, welche mir aber zu tief ins System eingreifen und mich hier auch nicht interessieren. Einige der Programme – darunter auch der CCleaner – besitzen (zumindest in der kostenpflichtigen Version) einen Hintergrund-Dienst, der auch automatisch und regelmäßig Aufgaben erledigen soll. Die Benutzeroberflächen unterscheiden sich zum Teil stark von einander, am besten verschafft ihr euch selbst einen Einblick…
Kommen wir nun zum interessantesten Teil, wie viel Speicherplatz räumen die oben aufgeführten Programme denn nun frei? Mein Windows hat inzwischen einige Updates hinter sich und ich habe es bewusst seit einiger Zeit nicht mehr „aufgeräumt“. Ich habe die aufgeführten Programme mein System analysieren lassen unter der Maxime „alles außer Formulardaten, Passwörter und sonstige Anwendung- und Benutzereinstellungen“. Die unterschiedlichen Ergebnisse habe ich in einem Balkendiagramm festgehalten. Vorweg: An der Spitze steht BleachBit mit aktivierten Community-Regeln (winapp2.ini) mit insgesamt 33,4 Gb Datenmüll. Das ist mehr als doppelt so viel, wie die Windows Datenträgerbereinigung im erweiterten Suchmodus finden kann! Bei IOBit Advanced System Care Free und Kcleaner Free konnte ich aus der Programmoberfläche nicht eindeutig nachvollziehen, wie sich die Daten zusammenstellen.

***Laut Clean Master Free hätte mein PC dank dem Papierkorb ein Reinigungspotential von 903,4 Gb (!), was einfach nicht stimmt, bzw. sich auch nicht mit den anderen Programmen deckt. Dies würde die Grafik verfälschen, deswegen habe ich dem Clean Master für den Papierkorb die gleiche Datenmenge wie bei den anderen Programmen angezeigt angerechnet.
Fazit
Natürlich ist es mein subjektiver Eindruck. Ich habe meine eigenen Erwartungen an ein solches Programm und auch die Ergebnisse im Diagramm oben sind in Abhängigkeit meines Rechners entstanden, aber: BleachBit sticht für mich als klarer Favorit heraus. Zwar kommt der etwas bekanntere CCleaner mit aktiviertem CCEnhancer bei der Datenmenge fast auf das gleiche Ergebnis, BleachBit hat allerdings drei wesentliche Vorteile: Erstens reagiert die Benutzeroberfläche deutlich flotter (mit aktivieren CCEnhancer hängt die UI von CCleaner deutlich nach), zweitens spart man sich den Shareware-Kram mit dem Hintergrunddienst und zu guter Letzt ist BleachBit quelloffen [6] und frei von sonstigen Telemetrie- und Werbebestandteilen. Allerdings sollte man sich auch bewusst sein, dass man mit solchen Programmen, besonders mit den aktivierten Community-Regeln (winapp2.ini), unter Umständen mehr löscht als einem lieb ist. Zum einen mag die große Anzahl an Reinigungsoptionen für einen Einsteiger verwirrend sein, zum anderen sind diese auch z.T. schlecht dokumentiert und so kann es schnell vorkommen, dass ungewollt Programmeinstellungen und Passwörter gelöscht werden.
Wer also weniger Ahnung hat und einfach nur „etwas mehr“ Speicherplatz freiräumen will, ist vielleicht mit dem WiseCleaner (von mir als zweite Empfehlung) besser beraten. Das Programm bildet einen guten Kompromiss zwischen Reinigungsleistung und Usability. Es erkennt deutlich mehr als die klassische Datenträgerbereinigung und stellt das Ergebnis übersichtlich und nachvollziehbar dar. Gleichzeitig wirkt das Programm nicht mit unnötigen Funktionen überladen sondern beschränkt sich aufs Wesentliche.
Was ist eure Erfahrung mit solchen Programmen? Nutzt ihr ein ganz anderes? Hinterlasst doch einen Kommentar unter diesem Beitrag!