Alte Spiele Neuer Rechner – Teil 9: The Witcher 1 für PC (2007)

In diesem Beitrag lest ihr, wie ihr The Witcher 1 Enhanced Edition auf Windows 10/11 optimal zum Laufen bringt und das Spielerlebnis einfach mit einigen Mods verbessert.

Im vergangenen Dezember (2021) erschien die lang erwartete zweite Staffel der neuen Witcher-Serie auf Netflix. Das hat mich dazu motiviert, wieder den ersten Teil der Action-Rollenspiel Adaption „The Witcher“, basierend auf der gleichnamigen, lesenswerten Bücherserie von A. Sapkowsi rauszukramen (Narrenturm hat mir auch sehr gefallen). Die Spieletrilogie des polnischen Studios CD PROJECT RED bringt für mich das, auch wenn es etwas unbedarft klingen mag, „osteuropäisch“ angehauchte Kultur- und Märchensetting und den etwas kruden Humor der Bücher prima rüber. Ein Punkt, der mir in der neuen Serien-Adaption gefehlt hat, auch wenn diese sicher ihre eigenen Stärken hat.

Screenshot aus dem Spiel (c) CD PROJEKT RED

Der erste Teil von „The Witcher“ (Hinweis: USK 18) erschien 2007 für Windows XP/Vista und galt anfangs eher als bug-geplagter Rollenspiel-Geheimtipp [1]. Nichts desto trotz habe ich den Titel längst gespielt und mir hat er wirklich gut gefallen. Damit meine ich die „Enhanced Edition“, welche unter anderem über GOG oder Steam zu beziehen ist. Diese enthält neben dem Basisspiel eine Reihe von zusätzlichen Inhalten wie weitere Abenteuer, den Soundtrack und Artwork.

Erster Start, Framerate begrenzen

Ich habe die Steam-Version und konnte den Titel problemlos installieren. Nach dem ersten Start habe ich zunächst die Grafikqualität über die Spieloptionen auf den höchsten Wert gestellt. Leider funktioniert die Begrenzung der Framerate unter Windows 10 nicht, sodass das Spiel, je nach Leistung eures Rechners mit 300+ fps dargestellt wird. Das hat zur Folge, dass ihr nach kurzer Zeit auf dem Kühler eurer Grafikkarte Spiegeleier braten könnt – und das Spiel abstürzt.

Abhilfe schafft ihr das Erzwingen einer Framerate-Grenze über die Software eures Grafikkartentreibers, hier am Beispiel der NVIDIA Systemsteuerung (unter AMD oder Intel sollte es analog funktionieren, da habe ich aber gerade kein Screenshot zur Hand).

Dazu navigiert ihr zu den programmbezogenen Einstellungen. Wichtig sind die Einstellungen „Max. Bildfrequenz“, welche ihr auf eure Display-Wiederholungsrate setzt sowie „vertikale Synchronisation“ (ein/Anwendung überschreiben). Bei mir musste beides aktiviert werden, damit es richtig funktioniert hat.

PS: Unter Linux mit Steam Proton funktioniert das auch, indem ihr in Steam bei den Startargumenten des Spiels „‚DXVK_FRAME_RATE=60 %command%“ hinzufügt, wobei 60 hier die Framerate eures Monitors ist. Auch die weiteren Mods sind mit Linux kompatibel.

größere Schrift für hohe Auflösungen

Kommen wir nun zu den Mods. Diese habe ich von nexusmods.com bezogen, ein Mod-Manager braucht ihr dafür nicht, ein kostenloses Konto schon. Gerade in höheren Auflösungen (oder bei kleinem Bildschirm) wird es schnell anstrengend, den Text zu lesen, da das Spiel nicht dafür entwickelt worden ist. Abhilfe schafft hier Text Size Increase for High Resolutions (Download 1). Die Datei ins Verzeichnis

...\steamapps\common\The Witcher Enhanced Edition\Data

kopieren und ersetzen.

essentielle Bugfixes

Project Mersey enthält eine ganze Sammlung von kleineren Fehlerbehebungen, die das Spielerlebnis nachhaltig verbessern (siehe Mod-Seite für weitere Details). Nach dem Download erstellt ihr im Witcher-Data-Verzeichnis einen neuen Ordner namens „Override“ für die Mods, also

...\steamapps\common\The Witcher Enhanced Edition\Data\Override

und kopiert den entpackten Ordner dort hinein, damit das Spiel die Dateien laden kann.

Genauso verfahrt ihr mit dem Missing Kalkstein and Leuvaarden Clues Fix, diese Mod behebt einen Fehler, wodurch ihr eine Quest in Kapitel 2 nicht abschließen könnt. Außerdem noch Han Gives Han NOT Berbercane, um das Tränkebrauen in Kapitel 4 zu erleichtern.

Nach der Installation der Gameplay Bugfixes wird empfohlen, ein neues Spiel beginnen.

hochskalierte Texturen

Durch KI-Technik auf eine größere Auflösung hochskalierte Grafiktexturen verschönert die Optik gerade bei höheren Auflösungen oder großen Monitoren, da diese dann weniger verschwommen wirken. Es handelt sich um die Originaltexturen, so dass das „Look & Feel“ des Spiels nicht verändert wird, alles wirkt lediglich etwas „schärfer“. Besonders leistungsfähige Hardware braucht ihr dafür nicht, eine richtige Grafikkarte wird allerdings schon empfohlen. Dazu einfach AiO AI Upscale Textures herunterladen und den entpackten Ordner in den zuvor erstellten Override Ordner kopieren.

Ein Vorher-Nachher Vergleich aus dem Prolog des Spiels (Kaer Morhen)

schönere Schwerter

Stahl und Silber … Geralts Schwerter spielen eine zentrale Rolle in der Geschichte. Complete Sword Overhaul ersetzt die Originale durch höherwertigere, detaillierte Modelle. Ladet außerdem von der gleichen Seite noch die HD Texturen dafür, CSO – HD textures, herunter. Achtung, die Mod kommt direkt ins Hauptverzeichnis des Spiels, nicht in den Override Ordner.

Viel Spass beim Spielen! Hier noch einige Bilder von meiner Installation

Alte Spiele Neuer Rechner – Teil 6: Löwenzahn (1997)

In dieser Artikelserie teste ich, wie sich ausgewählte alte Computerspiel-Klassiker auf einem modernen Windows-PC installieren und spielen lassen.

Zu Teil 1: Theme Hospital …

Wer kennt ihn nicht, Peter Lustig in seinem heimeligen Bauwagen, der für uns im Fernsehen gebastelt und erklärt hat. Dieses Jahr ist das Format 40 Jahre alt geworden und lebt auch ohne die Ikone Peter Lustig weiter, der leider 2016 verstorben ist. Zum Phänomen Löwenzahn gibt es einen schönen Beitrag bei der TAZ.

Ab 1997 veröffentlichte der Terzio Medien Verlag in Zusammenarbeit mit dem ZDF die Computerspielserie Löwenzahn, die mit insgesamt 8 Titeln [1] für Windows 95/98 mir und sicher auch vielen anderen Kindern die Welt erklärt und erste Erfahrungen im Umgang mit dem Computer beschert hat. Dazu gab’s unterhaltsame Minispiele, Videos und spaßige Point & Click Orgien, die damals den Röhrenmonitor des alten Windows Rechners voll ausgefüllt haben.

Während bei mir der Eindruck geweckt worden ist, dass sich der erste mediale Kontakt für die jüngste Generation zunehmend im Bereich von Smartphone und Tablet abspielt, denke ich, dass gerade solche Spiele für Kinder noch wertvoll sind. Natürlich sind die lehrhaften und unterhaltsamen Inhalte zum Thema Mensch, Umwelt und Technik noch immer aktuell, aber gerade Spiele wie die Löwenzahn-Reihe bietet meiner Meinung nach auch sehr jungen Anfängern (ab der 1. Klasse?) noch einen guten Zugang zur konventionellen Bedienung eines PCs mit Maus und Tastatur (ist eben doch etwas anderes, wie mit den Fingern auf dem Bildschirm herum zu tippen). Und da sich diese bewährte Eingabemethode meiner Meinung nach in den nächsten Jahren auch nicht ändern wird, sind solche Spieleklassiker eine gute Übung für die Geschicklichkeit und Präzision im Umgang mit dem Computer und bereiten gut aufs spätere Schreiben mit dem 10 Fingersystem vor.

Die CD-ROMs der Löwenzahn-Reihe findet sich heute häufig auf Flohmärkten, bei Verwandten im Regal oder Online gebraucht zu erwerben.

So klappt die Installation unter Windows 7, 8.1 und 10

Die einzelnen Löwenzahn-Titel unterscheiden sich technisch etwas von einander. Der erste Titel erschien für Windows 3.1 / 95 und läuft nativ in einer 640 x 480 Pixel Auflösung, was so manch modernen LCD Bildschirm vor eine Herausforderung stellen könnte. Nach dem Einlegen der CD-ROM kann die Installation regulär über die AUTORUN.exe gestartet werden. Nach dem Abschluss der Programminstallation wird nun eine alte Version von Apple QuickTime installiert, welche für die Wiedergabe der Videos im Programm benötigt wird.

Wichtig ist, bei der Installation von QuickTime 2.1.2 das Suchen nach bereits installierten Versionen zu überspringen (skip), sonst kommt es zu einer Fehlermeldung. Anschließend will das Setup aus „Lizenzgründen“ noch QuickTime 3 installieren. Das Setup quittiert dann mit einer Fehlermeldung, da das Programm als 16 Bit Anwendung auf dem Computer nicht gestartet werden kann. Diese Meldung kann getrost ignoriert werden, das Spiel läuft auch so.

Eine Startmenüverknüpfung wurde bei mir nicht angelegt, Löwenzahn kann dann über die loewe195.exe aus dem Programmverzeichnis (C:\Terzio\) gestartet werden.

Das Programm verlangt bei jedem Start die CD-ROM für die Mediendateien. Da sich die alten CD-ROMs aufgrund des Alters und der Lesegeschwindigkeit immer so furchtbar laut drehen (und man dem Nachwuchs auch nicht zumuten möchte, jedes Mal die 20 Jahre alte CD einzulegen), können die Inhalte dieser einfach auf die Festplatte rüberkopiert werden (z.B. C:\LOEWE). In der sich im Spieleverzeichnis befindlichen Datei cd_pfad.ini kann dann der Pfad zu den kopierten Daten angegeben werden und Löwenzahn startet ohne CD!

Leider habe ich keinen Weg gefunden, die geringe Programmauflösung zu vergrößern. Der einfachste Weg ist für mich daher, vor dem Programmstart die allgemeine Windows-Bildschirmauflösung vorübergehend auf 800×600 oder 640×480 Pixel zu reduzieren, je nachdem was der Computer eben hergibt. Das geht über die Windows Systemsteuerung bzw. die Einstellungen App unter Anzeigeoptionen. Damit erscheint das Programm dann größer auf dem Bildschirm.

Den zweiten und dritten Teil der Löwenzahn-Reihe habe ich übrigens auch ausprobiert. Die Technik ist die selbe, mit der bereits aus dem ersten Teil installierten QuickTime Version 2.1.2 lassen sich auch die Inhalte aus den neueren Episoden abspielen. Viel Spass damit!

Alte Spiele Neuer Rechner – Teil 2: The Curse of Monkey Island

In dieser Artikelserie teste ich, wie sich ausgewählte alte Computerspiel-Klassiker auf einem modernen Windows-PC installieren und spielen lassen.

Zu Teil 1: Theme Hospital …

„How much wood could a woodchuck chuck if a woodchuck could chuck wood?“

(Zitat aus „MI2: LeChuck’s Revenge) Mit dem tollpatschigen Guybrush auf Schatzsuche gehen oder gegen den bösen Piraten LeChuck antreten und dabei knifflige Rätsel mit einer guten Portion Humor lösen, das geht nur in LucasArt’s Monkey Island (1990-2009). Die Spielserie ist mein persönlicher Lieblingshit unter den Click & Point Adventures, auch wenn ich zugeben muss, dass der erste Teil „Secret of Monkey Island“ bereits vor meiner Zeit erschienen ist. Die ersten beiden Teile der Serie gibt es inzwischen als grunderneuerte „Special Edition“ u.A. auf Steam. Diese Laufen auf jedem aktuellen PC und bringen sogar eine aufpolierte Grafik mit, welche wahlweise dazugeschaltet werden kann.

Aber was ist mit Teil 3? Damals für Windows 95 auf CD-ROM erschienen, lässt sich die 16Bit Executable oder das Setup auf einem aktuellen Windows nicht einmal ausführen. Zum Glück gibt es dafür eine Lösung und die Einrichtung ist denkbar einfach. Schauen wir uns einmal an, wie man das Spiel auf einem aktuellen Computer gestartet bekommt!

Neben dem Originalspiel benötigen wir das kostenlose Programm ScummVM, welches ein Softwareemulator für viele Click & Point Adventures ist, welche auf der SCUMM Engine der 90er Jahre basieren (Stichwort Maniac Mansion).

Nach dem Download und der Installation starten wir ScummVM und legen die Spiel CD 1 ins Laufwerk, den Autostart ignorieren wir komplett. Auf der Startoberfläche des Programms klicken wir jetzt auf „Spiel hinzufügen…“ und geben dort das CD-Inhaltsverzeichnis an, um das Spiel in die Bibliothek aufzunehmen.

Tipp: Wer nicht möchte, dass das Laufwerk während dem Spielen wie ein Turboprop-Motor aufdreht (die CD-ROM ist immerhin über 20 Jahre alt), kann auch eine Sicherungskopie von seiner legal erworbenen CD auf der Festplatte machen, dies verkürzt außerdem die Ladezeiten… 🙂 Beim Kopieren die Dateien CD.IDX und MI3ENABL.DAT unbedingt auslassen, sonst kommt es zu einem CRC-Lesefehler und der Vorgang bricht ab.

Das Spiel ist schon startbereit, wir haben aber die Möglichkeit, die Starteigenschaften in den weiteren Programmreitern anzupassen. Unter „Grafik“ können wir ein „Pixel-Upscaling“ aktivieren, damit das Spielefenster größer und auf modernen Bildschirmen oder Fernsehern damit auch schärfer dargestellt wird. Früher war die Bildschirmauflösung eben um einiges geringer. Dazu aktivieren wir „Globale Grafik-Einstellungen übergehen“ und wählen als Grafikmodus „AdvMAME3x“. Ich finde diesen Filter am besten, mehr Details und einen Bildvergleich siehe dazu hier. Setzt außerdem einen Haken bei „Vollbildmodus“. Mit einem Klick auf „Starten“ im Menü von ScummVM geht es auch schon los.

Im Spiel könnt ihr mit folgenden Hotkeys das Spielverhalten anpassen:

  • Alt+Enter Vollbildmodus ein/aus
  • Strg+F5 ScummVM Menü (Speichern und Laden)
  • Strg+Alt+(+)/(-) Grafikskalierung ändern
  • Alt+S Screenshot erstellen

Und damit wünsche ich euch viel Spaß beim Rätseln!